Ernte, Erntefest und Kirmes.
Der Begriff der Ernte fällt in anderen Sprachen mit dem Schnitt
des Getreides oder mit der Mahd zusammen; sie heißt im Griechischen:
Auntoc, im Lateinischen: Messis, französisch Moisson, italienisch
Mietitura. Das deutsche Wort ist aus dem aiten Verbum arnen oder
ernen hervorgegangen, das überhaupt: arbeiten bedeutete; daraus
entwickelte sich der Sinn des Erarbeitens, des Erarnens,. Was der
Mensch säet, wird er ernten. Man sagte früher nicht Ernte, sondern:
Erne; so schreibt noch Luther.
Das Korn steht in AÄhren, und wenn wir einen guten
Sommer bekommen und der liebe Gott seinen Segen dazu
gibt und die Sau nicht in die Srucht läuft, wird es ein gutes
Jahr, meint unser Inspektor. Unter der Sau versteht er die
Windsau, die Wettersau, die er auch die Roggenmuhme nennt.
Diele gespenstische Wesen kennt der CLandmann, die sich wie die
Schweine in seinem Kornfeld jagen und ihm die Halme nieder⸗
treten oder sie ausdörren und versengen; außer der Sau auch
noch den Roggenwolf und den Roggenhund. Die dreihundert
szüchse, die Simson den Philistern in ihr Korn laufen läßt,
zählen zu diesen bösen Getreidegeistern, die offenbar nur
Hersonifikationen der elementaren Mächte sind. Am meisten
gefürchtet ist der Bilwitz, der das Getreide wie zum Schure
trichweise absichest. Das hat der Feind getan! heißt es dann.
Wahrscheinlich ist aber die Bilwitzfurcht auf die Hasen und Rehe
zurüchzuführen, die zur Nachtzeit äsend durch das Getreide
schreiten.
Dem Gelichter macht nun das Abmähen des Seldes ein
Tnde. Sowie die halme von den Sensen der Schnitter fallen,