September.
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die einen großen Raum freiließen und für ein eigenes Zeichen
galten, so daß der Skorpion doppelt zählte. VDirgil erwähnt die
Cinführung des neuen Sternbildes im Eingang seiner Georgica
bei der Anrufung des Kaisers.
Augenscheinlich besitzen die Scheren der Skorpione und der
Krebse eine gewisse Ahnlichkeit mit einem Wagebalken. Aber
auch die Arme des Menschen besitzen diese ähnlichkeit; man
muß ihnen sogar lassen, daß sie die Stelle eines solchen einmal
wirklich vertreten haben. Die ältesten Wagschalen sind die
hände, und die älteste Wage ist jedenfalls der Mensch selbst
gewesen, wie er auch zu den Dingen gehört, die am frühesten
gewogen worden sind. Nehmen wir nicht noch jetzt gelegentlich
ein Paket, einen Brief in die Hand, um sein Gewicht zu schätzen,
daher man auch auf die hübsche Idee gekommen ist, eine Brief—
wage in Sorm eines Postboten herzustellen? Vergleichen wir
nicht zwei Srüchte, zwei hühner untereinander, indem wir
sie auf beiden Händen wiegen? — Gar bald wird man nun
dahintergekommen sein, daß es vorteilhafter sei, die Gewichte
nicht gleich direkt in die hand zu nehmen, sondern einen Stab
in der Mitte anzufassen und die Sachen daran zu hängen.
Die Wage ist ja gar nichts weiter als der mit den Gewichten
auf⸗ und abgehende Balken, der um seinen Schwerpunkt oszilliert.
Zwei Kinder, die sich auf einem in der Mitte aufliegenden
Brette schaukeln, wägen sich. Und so wägen sich am 23. Sep⸗
tember, am Tage des Herbstäquinoktiums, die beiden Kinder
des Jahres: Tag und Nacht.
Die Wage hat man nachmals dem Erzengel Michael in die
hand gegeben, der die Seelen der Verstorbenen wägen soll.
Die Michaelisfeuer, die zu Michagelis entzündet werden, weisen
darauf hin, daß die Sonne wiederum in einen Bahnhof ein—
gelaufen ist. Damit bringt der heilige Engel auch die künstliche
Beleuchtung wieder, die zu Mariä Verkündigung aufgehört
und den Sommer über ganz geruht hat; er zündet, wie das
Sprichwort sagt, das Licht an. Diese beiden christlichen Termine,