Abb. 3: Die Fischersiedlung in der Nähe des Hafens von Mutsamudu, Filmstill: Steffen Köhn/Paola
Calvo, 2011.
Berge von Kleidungsstücken und große Dosen Milchpulver, für ihre auf Anjouan
wohnenden Verwandten. Schnell erfuhren wir, dass die Französische Regierung
die übrig gebliebenen Sitze auf der Touristenfähre aufkauft, um sie für weite-
re Abschiebungen zu nutzen. Fasziniert von der Nähe und Gleichzeitigkeit von
Tourismus und Abschiebung, gelebter Nachbarschaftshilfe und politischer Tren-
nung, begannen wir an dieser Stelle zu filmen. Zunächst wählten wir einen be-
dbachtenden Ansatz und baten die Hafencrew und die anwesenden Wartenden
einige Totalen drehen zu dürfen. Nach und nach gewannen wir das Vertrauen
ler einheimischen Bootsbesatzung, deren Mitglieder sich in einer schwierigen
Position befinden. Einerseits überwachen sie die Abschiebungen, andererseits
haben sie Verwandte auf Anjouan und kennen, wie die meisten Mahorais, viele
5ans Papiers auf der Insel. Ihre Rolle war damit die von Gatekeepern zwischen
den Abgeschobenen und ihren Verwandten. Wir versuchten daher zunächst zu
diesen Schlüsselpersonen in Kontakt zu treten. Während einige Crew-Mitglieder
nicht gefilmt werden wollten, erlaubten uns andere bereitwillig mit ihnen zu
drehen. Waren auch die Wartenden einverstanden, filmten wir ihre Interaktio-
aen durch das Fenster sowie die Gespräche der wartenden Angehörigen unter-
einander. Nachdem wir das sich ständig wiederholende Szenario der Abschie-
bungen eine Woche lang beobachtet hatten, begannen wir auch zu filmen was
hinter den Gittern geschah: Das Einsteigen der regulären Passagiere, die Ankunft
des Busses aus dem Abschiebelager, das An-Bord-Gehen der Abgeschobenen,
das Ablegen der Fähre. Wir filmten mit einem Teleobjektiv, damit wir die Auf-
aahmen im Schnitt als die subjektiven Perspektiven der Wartenden verwenden