Die Videoinstallation A Tale of Two Islands
als ethnographische Praxis | Steffen Köhn
ich möchte an dieser Stelle die Frage nach den Repräsentationspraktiken ethno-
graphischen Wissens anhand jener zunehmenden wechselseitigen Inspiration
von Ethnologie und künstlerischer Praxis diskutieren, die sich seit einigen Jahren
beobachten lässt. Seit dem von Hal Foster (1996) konstatierten Ethnographic Turn
in der zeitgenössischen Kunst bedienen sich Künstler_innen vermehrt ethnologi-
scher Themen und Recherchemethoden. Gleichzeitig aber gibt es spätestens seit
der Writing Culture-Debatte auch bei Ethnolog_innen ein zunehmendes ästheti-
sches (Selbst)Bewusstsein in Bezug auf Fragen der Repräsentation: eine Beschäf-
tigung mit den formalen und narrativen Konstruktionsprinzipien ihrer Ethnogra-
phien und ein Interesse an experimentellen Formen der Darstellung (Grimshaw/
Ravetz 2005; Schneider/Wright 2006, 2010). Mich interessieren die Potentiale
künstlerischer Repräsentationsweisen für die zeitgenössische Ethnologie sowie
ihre Präsentationsorte, Anhand meiner Videoinstallation A Tale of Two Islands
aus dem Jahre 2012' möchte ich aufzeigen, wie die Ausstellungspraktiken zeitge-
nössischer Videokunst zunehmend den Forderungen einer postmodernen und
Abb. 1: Ein Blick durch das vergitterte Fenster im Hafen von Dzaoudzi auf Mayotte, Filmstill: Steffen
Köhn/Paola Calvo, 2011.