allem darauf, zu untersuchen, wie Technologien die Alltagspraxis gestalten.
Umgekehrt formt die Praxis natürlich auch Technologien; hier steckt demnach
weiteres Potenzial für tiefergehende Nachforschungen.
In der konkreten Alltagsrealität spielt sich jede Situation anders ab, und
doch werden Gleichförmigkeiten wie Standards und Klassifikationen herge-
stellt. Dieser Prozess involviert viel Arbeit. Wir haben nach Arten, Anwendungs-
{ormen und Auswirkungen von Technologien gefragt und sind in recht unter-
schiedlichen Forschungsfeldern auf vergleichbare Phänomene gestoßen. Der
klinische Alltag setzt sich aus verschiedenen Praktiken zusammen, die ineinan-
dergreifen. Dabei nahmen Standards und Klassifikationen eine zentrale Rolle
ein. In Anbetracht immer wieder auftretender Gleichförmigkeiten sollten wir
’edoch die Situativität von Praktiken nicht aus den Augen verlieren.
Die von uns besuchten Einrichtungen der psychiatrischen Versorgung wa-
ren durch eine besonders hohe Dichte von verschiedenen low und high Tech-
nologies charakterisiert, und wir erwarten, dass sich diese Entwicklung im Zuge
der zunehmenden digitalen Vernetzung noch fortsetzt. Vor diesem Hintergrund
sehen wir eine breite Vielfalt möglicher weiterführender Forschungsarbeiten.
So ließe sich, wie bereits oben erwähnt, unsere Praxis-Technologien-Perspekti-
ve umkehren. Wir können uns fragen, wie die Praxis Technologien beeinflusst.
Außerdem bieten sich unsere in den unterschiedlichen Feldern erhobenen Da-
ten für einen systematisch-analytischen Vergleich zwischen klinisch-therapeu-
tischem und Forschungsalltag zu unterschiedlichsten Fragestellungen an.
Darüber hinaus könnte das Verhältnis von Technologien und Praxis durch
weitere Perspektiven ergänzt werden, die für unser Forschungsfeld, die psychia-
trische Versorgung, relevant sind oder weitere sozialwissenschaftliche Kon-
zepte aufgreifen. Andere Kapitel dieser Ausgabe zeigen ein weitaus breiteres
Analysespektrum.