Die x Dimensionen des Musealen
Potentiale einer raumanalytischen Annäherung |
Friedrich von Bose, Kerstin Poehls, Franka Schneider
und Annett Schulze
Die Klinke der hölzernen Eingangstür sitzt höher als gewöhnlich, die Flügel
der Drehtür nebenan stocken bei zu großen Schritten nach vorne - dennoch,
geschafft, wir stehen im Museum. Gespräche der Wartenden hallen durch den
Kassenbereich, aus den Ausstellungsräumen erreicht uns klangvolle Stille. Mit
der Eintrittskarte in der Hand wenden wir uns um: Wohin zuerst? Vom Foyer
aus die Treppe hinauf, der Broschüre folgend durch den ersten Saal, weiter die
Vitrinen entlang. Dort ein kurzes Gespräch mit einer Museumsmitarbeiterin,
auf der Suche nach dem Schaudepot durch die Korridore, vorbei an einer ver-
schlossenen Tür, hinter der gerade eine Ausstellung entwickelt wird. Ein Abste-
cher hinunter in den Keller, wo wir einen Sammler im Magazin treffen. In den
Garten, um die Skulpturen zu betrachten, zum Abschluss der obligatorische
Kommentar ins Gästebuch, dann ein skeptischer Streifzug durch den Muse-
umsshop und schließlich ins Cafe, um über das Gesehene zu sprechen.
Ist das der einzige Weg durch das Museum? Wir meinen: Nein.
Zuerst ein Kaffee zur Einstimmung, dann im gut sortierten Museumsshop nach ei-
nem Geschenk Ausschau halten. Auf eine Zigarette in den Innenhof, dann die Feu-
erlöscher zählen, den Staub von den Vitrinen pusten, die Sonderausstellung entge-
gen der Laufrichtung anschauen und Tippfehler im Impressum zählen, sich fragen,
wer die Dinge im Schaudepot eigentlich einmal gesammelt hat und dabei das Auf.
sichtspersonal beobachten. Im Foyer die Unterhaltung zweier Museumspädago-
zinnen belauschen, ein großes Herz in das Gästebuch malen und die Informa-
tHonsbroschüre auf einer Bank liegenlassen. Schließlich vor dem Museum auf der
Treppe verschnaufen und dabei die laute Diskussion einer Schulklasse belächeln.
Wie viele Wege führen durch ein Museum? Und wohin?
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Von x Dimensionen ...
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Museen haben System: In ihrem Aufbau lassen sie sich von den Besucher_innen
‘echt schnell erschließen, denn zumeist gibt es eine oder mehrere Daueraus-