Arne
„Seine Identität spürt man nur im Ausland wirklich“
Reisen zum „wahren“ Leben
Von Anne Michalczyk .
„Das Reisen führt uns zu uns zurück“ (Albert Camus)
Arne wurde am 9. Mai 1975 in Köpenick,
»inem Ostberliner Randbezirk geboren.
Seine Kindheit verbrachte er im großen
Einfamilienhaus mit Garten bei seinen El-
tern. 1994 legte er sein Abitur ab. Schon
während der Gymnasialzeit unternahm
Arne Reisen ins Ausland, wovon die läng-
ste 1992 drei Wochen Irland mit Freunden
war. Durch die „Wende“ war es Arne
möglich geworden, in der Schule neben
Russisch und Englisch Französisch als drit-
ıe Fremdsprache zu lernen. Er nahm dar-
aufhin an einem Austausch mit einer fran-
zösischen Schülergruppe aus Südfrankreich
teil. Nach dem Abitur unternahm er allein
sine achtmonatige Reise in die USA. Eine
von ihm organisierte Urlaubsreise mit den
Eltern führt nach Reunion, eine Insel bei
Madagaskar im Indischen Ozean. Es folgen
aineinhalb Monate Kolumbien und ein Jahr
Südostasien, Australien, Neuseeland und
Südamerika mit seiner Freundin.
Zwischen den beiden letzten Reisen be-
zinnt Arne ein Volkswirtschafts-Studium
ın der Humboldt-Universität Berlin,
nimmt aber bereits vor dem Vordiplom
zwei Urlaubssemester für seine Weltreise.
Um seine Spanischkenntnisse zu verbes-
sern, sucht er sich in Berlin eine spanische
Mitbewohnerin, mit der er eine WG grün-
det. Seinen letzten längeren Auslandsauf-
anthalt verbrachte er 1999 als Volontär in
ainem Biosphärenreservat in Bolivien, wo
ar sich im Rahmen einer wissenschaftlichen
Arbeit bei einer Untersuchung der Auf-
zucht einer seltenen Vogelart beteiligte.
Arne hat nach seinen Urlaubssemestern das
Studium wieder aufgenommen und gerade
sein Vordiplom abgelegt.
„Man lernt eben auf eigenen Beinen
zu stehen“ — Die Reise als Schule
der Selbständigkeit
In erster Linie spricht Arne von den Erfah-
‚ungen, die man im Ausland sammelt. Die-
se sind für ihn vor allem „sprachlicher und
kultureller Natur“, Erfahrungen, „die den
Horizont erweitern“. Aber auch Menschen
xennenzulernen, „ Verbindungen zu knüp-
fen“, empfindet er als besonders wertvoll.
Sich in der Fremde zurechtzufinden, unge-
wohnte Situationen und Probleme zu mei-
stern, vor allem, „wenn man einer anderen
Bürokratie gegenübersteht“, sieht er eben-
“alls als wichtig an und bewertet die Bewäl-
igung jener Dinge als Schritt in die Selb-
ständigkeit.
Als Arne seinen Eltern von den „Weltrei-
se-Plänen“ erzählt, verlangen sie eine Er-
klärung dafür, daß er sein gerade erst be-
gonnenes Studium unterbrechen will. Erst
zu diesem Zeitpunkt führt sich Arne „ver-
nünftige“ Gründe vor Augen, damit er sei-
ne Eltern von den zwei Urlaubssemestern,
die er für diese Reise nehmen will, über-
zeugen kann:
„Am Anfang fanden sie‘s nicht so toll, und
wenn man dann mit ihnen darüber geredet
hat und die positiven Aspekte aufgezeigt
hat, dann haben sie‘s schon verstanden.“