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Volltext: Band: Die Aranda- und Loritja-Stämme in Zentral-Australien, 2. Teil, Mythen, Sagen und Märchen des Loritja-Stammes : die totemistischen Vorstellungen und die Tjurunga der Aranda und Loritja

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ein kleines Emu, namens Ntalpunga,') so daß diese beiden verbrannten, während die übrigen 
Emus in die Steinhöhle von Kalaiatarbana hineingingen und zu kuntanka (= (A)tjurunga) 
wurden. Das Buschfeuer jedoch verbrannte alles Gras und Gesträuch in der Umgebung 
der Höhle; auch die anatantji,”) die Tasche und alle Schmuckgegenstände der Emu-tukutita 
wurden ein Raub des Feuers. 
11. Die beiden Adler (katuwara). 
Einst lebten zwei Adler in Kalbi,®) einem westlich von Tempe Downs gelegenen Platz. 
Dieselben hatten ihr Nest auf einem hohen Felsen gebaut; in demselben befanden sich zwei 
junge Adler, die die alten Adler mit Wallaby-Fleisch (waru) fütterten. Eines Tages ent- 
jernten sich die alten Adler sehr weit von ihrem Wohnplatz: und kamen nach Eritjakwata*) 
im Palm Creek, wo sie ein graues Känguruh speerten und, da die Nacht hereinbrach, sich 
dort zum Schlaf niederlegten. Als sie am andern Tage mit ihrer Beute den Heimweg 
antraten und in die Nähe ihres Wohnortes kamen, hörten sie schon aus einiger Entfernung 
die beiden jungen Adler vor Hunger im Nest schreien, worauf sie schnell zu ihren Jungen 
logen und dieselben fütterten. Am folgenden Tage flogen die beiden Adler nach Norden 
und kamen nach Njererunkalkna;®) dort warfen sie viele Wallabys mit ihren Speeren tot 
und ‚brachten ihre Beute zu ihren Jungen. Nach vielen Wanderungen gingen die beiden 
Adler mit ihren Jungen in die Steinhöhle von Kalbi ein, wo sie ermüdet (burkaringu) sich 
1iederwarfen und kuntanka wurden. 
12. Die kunnea-Schlange. 
In Wolbmara,°) einem westlich von Tempe Downs gelegenen Platz hielten sich einst 
viele kunnea’)-Schlangen auf, die sich Mulgasamen sammelten, denselben zerrieben und zu 
Brei verrührt tranken. Als eines Tages alle anderen Schlangen ausgingen, um sich Nahrung 
zu suchen, blieb eine große kunnea-Schlange im Lagerplatz zurück, stahl alle dortigen 
Kuntanka-Hölzer, befestigte dieselben auf ihrem Kopfe und floh nach Osten. Auf ihrer 
Wanderung kam sie am ersten Tage nach Mitila®) und legte sich dort schlafen. Am nächsten 
Morgen blickte sie sich zunächst um, ob sie nicht verfolgt würde; als sie Niemand erblickte, 
oefestigte sie die gestohlenen kuntanka wieder auf ihren Kopf und wanderte weiter nach 
Ngunanti,*) wo sie die Nacht zubrachte. Von hier lief sie weiter nach Osten und kam nach 
Akabulubulu;!°), dort fraß sie wilde Pfirsiche. Am Morgen sah sie sich wieder um, ob sie 
von keiner Rächerschar verfolgt würde; dann wanderte sie weiter und kam abends nach 
Kaltjititara,*!) trank dort Mulgasamen-Brei und legte sich nieder. Am iolgenden Tage ge- 
') Ntalpunga = der sich die Beine verbrannt hat. 
‘) anatantji ist die tnatantja der Aranda, s. I pag. 4, Anm, 6. 
’) kalbi (= (A) ilbala) = Adlerfeder. 
‘) eritjakwata, ein Arandawort, zusammengesetzt aus eritja = Adler und kwata = Ei. 
°) Njererunkalkna, zusammengesetzt aus njere = anjiri, eine Baumart (= (A) tnera) und runkalkna, 
‚on runkafıi = reiben [Feuer] bedeutet: Sie rieben einen tnera-Baum, um Feuer hervorzubringen. 
°) wolbmara = weiche Erde, weicher Lagerplatz. 
’) kunnea = utnea-Schlange der Aranda,s. I pag. 94. 
%) Mitila, von miti = Rückgrat der Schlange. 
?) Ngunanti = auf dem Ellbogen gestützt, 
“\ Akabulubulu = der weite, weiche Creek. 
* Kaltjititara, zusammengesetzt aus kaltjiti
	        
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