Volltext: Bilder aus dem sächsischen Bauernleben in Siebenbürgen

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„Unser Herr, der Hann.“ 
Ald sszt hæelft en dannerwäder mi wæ 28 fôterüser. 
Manchmal hilft ein Donnerwetter mehr als zehn Vaterunser. 
Wie hat doch die angeborene Achtung vor Recht und Gesetz, die 
willige Unterwerfung unter Zucht und Ordnung, die unbestreitbar zu 
den Charakterzügen unseres Volkes gehört, auch darin ihren festen und 
bleibenden Ausdruck gefunden, dass unser Bauer seinen ersten und 
unmittelbarsten politischen Vorgesetzten, das Haupt der bürgerlichen 
Gemeinde, den „Hannen,“ seinen Herrn nennt. 
Vorgestern noch trug dieser Herr, mit seinen Nachbarn aus 
schweißerfüllter Arbeit heimkehrend, die blanke Sense auf der Schulter 
oder führte in der langen Reihe ebenbürtiger Dorfsgenossen den wohl— 
bespannten Erntewagen heim, von den Altersgenossen mit dem vertraulichen 
Du, von den Jüngern mit dem ehrerbietigen „Ihr“ angesprochen; gestern 
hat ihn das ungetheilte Vertrauen der Dorfsgenossen an die Spitze der 
Gemeinde berufen und ihm als Zeichen der neuen Würde den Zzwælkstock 
(Hannenstab, zweijähriger Trieb des wolligen Schneeballs) in die Hand 
gelegt, und wem er heute auf Weg und Steg, in Feld und Wald, in 
Haus und Hof begegnet, der nennt ihn: Herr. 
Weil aber unser Herrgott mit dem Amt auch Einsicht und Verstand 
verleiht, setzt jeder achtungsvoll hinzu: „Er Weis't (Eure Weisheit) 
Herr der Hann.“ 
Unser Herr der Hann spricht jeder, denn nicht ihm allein, allen 
ist er in Zukunft der Vorgesetzte, der geehrt und geachtet werden soll 
und muss. 
Fronins:; Sächsisches Bauernleben in Siebenbürgen. II. Aufl.
	        
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