Erster Abschnitt: Gewerbe.
letzteren als Ziehen (eines Fadens) beleuchtet: das Sub-
stantiv, ahd. altsächs. spanna, angelsächs. spann, altnord.
sponn, bedeutet eigentlich die Handlung des Auseinander-
ziehens, ist früh allgemein auf das Strecken der Hand von
dem äußersten Ende des Daumens zu dem des Zeige- oder
auch kleinen Fingers übertragen und eingeschränkt und so
ın den Begriff eines Maßes übergegangen. Diesem spanna
zur Seite geht als Maßbezeichnung das gleichfalls gemein-
germanische Faden, gotisch nicht bezeugt, in anderen
Dialekten in verschieden entfalteter Bedeutung (altsächs.
faömös, angelsächs. fzöm beide ausgebreitete Arme, altnord.
fadmr, Umarmung, ahd. fadam, fadum, Meßgarn, Garn),
das zu griech. retdwouw ausbreiten, gehört, und durch die
althochdeutsche Bedeutungsänderung zugleich sehen läßt,
was man gewöhnlich zum Maßnehmen gebrauchte, nämlich
Schnur oder Sehne (vgl. dazu DHA.3, 246, Anm. 193).
Ein sorgfältigeres Entwerfen des Grundrisses für große,
stattliche und gegliederte Gebäude wird zeichnerischer Hilfs-
mittel nicht entraten können. Es steht nichts entgegen,
die Anwendung solcher schon in ein ganz frühes Zeitalter
zu setzen, da sie bei dem germanischen Kunstgewerbe, vor
allem bei den Edelschmieden und ihren Ornamentarbeiten
notwendig schon in vorgeschichtlicher Zeit gebraucht worden
sein müssen. Wie und worauf gezeichnet wurde, erhellt aus
dem gemeingermanischen Verbum reißen, dessen. gotische
Form als wreitan nur vorausgesetzt werden kann (bezeugt
durch das Subst. writs Strich, Punkt), das aber als altnord.
rita, angelsächs. altsächs. writan, altfries. writa, ahd. risan
durch alle alten Dialekte geht und die ursprüngliche Be-
deutung des aufreißens oder schlitzens in einigen geradezu
vor dem technischen Sinne hat untergehen lassen. Voraus-
gesetzt wird hierfür Griffel und Holz, und wie Venantius
Fortunatus ausdrücklich bezeugt, daß der Franke seiner
Zeit auf hölzerne Tafeln schreibt®). so hat sich in Oberflacht
5) Barbara fraxineis pingatur runa tabellis, Quodque papyrus agtt
virgula plana valet VEN. FORTUNAT., Carm. 7, 18, 19f.; pingere braucht
hier nicht in dem strengen Sinne des Malens genommen zu werden,
da es ja auch das Einstechen beim Kunststicken bedeutet: wiewohl