Erster Abschnitt.
Gewerbe.
S 1.
Das altgermanische Hausgewerbe und seine
Ausbildung in der Zeit bis zum 10. Jahrhundert.
Daß im alten Germanien alles, was zur Wohnung, Nahrung,
Bedeckung und Kleidung, selbst zu Wehr und Schutz dient,
im Hausbetriebe gefertigt wird, ist ein Satz, der nur wenige
Einschränkung zuläßt. Zwei Handwerke kommen dabei
vornehmlich in Betracht. Das uralte Gewerbe der Töpferei
ist, was wenigstens die nicht ganz grobe Ware betrifft, von
vornherein mit auf den Handel gerichtet gewesen, weil sich
für jene weder die nötige Masse noch die Geschicklichkeit,
diese zu verarbeiten, überall vorfand, und bessere Tonwaren
doch auch im alten Germanien zum Bestand einer jeden
nicht ganz untergeordneten Haushaltung gehörten; und das
Gewerbe eines Schmiede&s ist in vorgeschichtlichen Zeiten
als Wandergewerbe entstanden und von da aus erst zum
Hausgewerbe geworden. Abgesehen von solchen Ausnahmen
sehen wir im Beginn unserer geschichtlichen Kenntnis der
Germanen jeden Hausvater für das, was in seiner Wirtschaft
gebraucht wird, auf sich selbst gestellt. Aber die Entfaltung
des ‘schlichten Hausgewerbes zum Verkaufsgewerbe ent-
wickelt sich Sozusagen vor unsern Augen, und es erstehen
selbst beträchtliche Anfänge eines Exportes gewerklicher
Erzeugnisse.
Die Nachricht des Tacitus, daß die Hochgestellten und
Besten der Germanen ihre Zeit nur mit Jagen und Müßig-
M. Heyne, Handwerk.