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_ Erster Abschnitt: Gewerbe.
hatte: man stellt die getrockneten Steine angemessen auf,
und deckt den Haufen mit einem Erd- oder Rasenbewurf,
dann wird das Feuer in den bei dem Aufstellen offen ge-
lassenen Räumen entzündet. Ein Ziegelofen ist in dieser
frühen Zeit für deutschen Betrieb nicht bezeugt (ohne daß
deswegen auf Nichtvorhandensein geschlossen werden dürfte);
in der späteren Sprache ist sein Name überliefert !!). Für
das Verfahren selbst wird althochdeutsch das technische
Wort eiten gebraucht, gegenüber dem lat. lateres coquere,
das nur einmal wörtlich übersetzt ist?°). Auch bähan bähen,
und bacchan backen, findet sich?!). Die Stempelung der
Ziegel nach römischem Brauch ist noch auf deutschen Pro-
dukten des 7. Jahrhunderts angewendet worden, und der
Name des geistlichen Baumeisters, der sich auf einem er-
haltenen Exemplar als Fabrikant nennt??), zeugt für den
Großbetrieb mit durchgeführter Arbeitsteilung.
Die Bereitung von Kalk aus dazu geeigneten Steinen
ist mit dem Steinbau notwendig verbunden. In den bezüg-
lichen Betrieb gewährt uns einen Einblick die in der ersten
Hälfte des 8. Jahrhunderts entstandene lex Bajuvariorum,
;ndem sie für Kirchen- und weltliche Herrschafisbauten
die Bestimmung trifft, daß, wenn der Kalkofen dem Baue
nahe liegt, fünfzig Mann, bei größerer Entfernung hundert
Mann Eigenleute die Steine und das Holz zum Brande den
Arbeitern zuführen und den bereiteten Kalk auf den
19) Zatrieium: ein ziegeloffen, tzygeloven DIEFENB. 320a, Ob ahd.
der Ausdruck eit-ofan (belegt durch in camino: in demo eit-ofane STEINM,
2, 223, 23 nach Jes. 48, 10) dafür gegolten hat, 1äßt sich nicht fest.
stellen.
20) cocti lateris: gieittes zigales, gieites ziegles, geitöt ziegil u. ähnl.:
SrEINM. 1, 603, 8 ff. (gesothin zigil 13). Vgl. dazu das Subst. eit als
Bezeichnung des Ziegelbrennens: ir ne sult in geben, swie. ubele sö si
leben, da3 strö ze dem viure ze der ziegel stiure. lät si selbe samenen stumphe
unde halme ze der ziegel eitte Exodus in den Fundgr. 2, 96, 42 ff.
21) [ad] conficiendos [lateres]; za pachhanne neben za pdhanne, za
pduuanne STEINM. 1, 274, 45 £. (nach Exod. 5, 7). Vgl. laterifex: ziegel-
bacher, tzygel vel steynbecker DIEFENB. 320a.
22) Ein Ziegelstein mit der Legende Arboastes eps ficet ist 1767 zu
Straßburg gefunden worden, vgl. F. X. Kraus, Kunst und Altertum
in Elsaß-Lothringen. beschreibende Statistik 1 (1876), 305.