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Erster Abschnitt: Gewerbe.
11. Jahrhundert ab beginnt sich der norddeutsche Ziegelbau
unter rheinisch-niederländischem Einflusse mächtig zu ent-
falten. Die Entlehnung des angelsächsischen iigele, tigle,
tiegle als Femininum ist ohne Zusammenhang mit dem
Deutschen erfolgt.
Die Herstellung von Ziegeln aus Lehm oder Ton konnte
deutschen Händen darum nichts völlig Fremdes sein, weil
auch bei altgermanischen heimischen Bauten Lehm von je,
nur in formloser Masse, angewendet worden war (vgl.DHA.4,
Fig. 12, Ziegelstreichen,
Aus dem Ashburnham-Pentateuch., Tafı XIV.
48; 84). Es kam hier nur auf größere Sorgfalt in der Be-
handlung des Materials (durch Kneten und Schlämmen)
und in der Formgebung an. In letzterer Beziehung waren
den römischen Produkten bestimmte Maße vorgeschrieben !®),
die durch angewendete offene Holzformen erzielt wurden:
dieses einfachen Gerätes, wie wir es ın dem. vielleicht noch
Ende des 6. Jahrhunderts in Norditalien oder Südfrankreich
entstandenen Ashburnham - Pentateuch dargestellt finden
(Fig. 12), hat man sich sicher auch deutscherseits von Anfang
16) Vırrauv., de.architect. 2, 16. Vgl. auch PLınyıus, Hist. nat. 35, 14.