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Winters Abzug und Frühlings Heimkehr.
Inniger als die Fastnacht hängen mit dem wieder—
erwachenden Leben der Natur eine stattliche Anzahl zuͤ—
meist in die Fastenzeit fallender Festbräuche zusammen.
Da treten uns einmal Reste alter Sonnenverehrung
entgegen. Bereits von Lichtmeß (2. Februar) an soll
nach einer Bauernregel kein Licht mehr gebrannt werden:
„Lichtmessen muß der Bauer bei Tage was essen“. Der
Tag, der nach dem Volksausdruck um Neujahr einen
Hahnenschrei länger ist, dauert um Lichtmeß schon eine
Stunde länger. Seit Lichtmeß sind aber schon mehrere
Wochen wieder ins Land gegangen, und in größeren
Bogen zieht die Sonne ihren Pfad. Ja, die Sonne! Wie
viel mehr bedeutet sie dem Landmann für sein Leben
und Streben als dem Städter, wie viel unmittelbarer
spürt jener auf Schritt und Tritt die Kraft und den
Segen des leuchtenden, wärmenden, lebenweckenden Him—
melsgestirns! Schon Cäsar berichtet von den Germanen,
daß sie nur die Götter verehrten, durch deren Hilfe sie
„sichtlich unterstützt“ würden, und nennt neben dem Gott
des Feuers und dem Mond an erster Stelle die Sonne.
So flammen denn noch heute nach uralter Sitte in der
Zeit der zurückkehrenden Sonne auf den Bergen des süd—
westlichen Deutschlands und der Schweiz die abendlichen
Feuer auf. Gewöhnlich werden diese „Funkenfeuer“ 5
Funken- oder Fastnachtssonntag, d. h. am ersten Sonntag
der Fastenzeit (Invocavit), abgebrannt, weshalb sie auch
„Fastnachtsfeuer“ heißen. Auch den „Facklensonntag“
nennt man ihn, oder, wie im württembergischen Oberamt
Sulzi), den „Facklatag“, von dem Schwingen der Fackeln.
Stellenweise werden — nach der Behauptung des nicht
1)
Mitgeteitt von Pfarrer Bazlen, Leidringen.