der nederland[che Taal, diefe Übereinftimmung befonders hervor-
gehoben; [ie zeigt [ich manchmal da, wo man [icher glauben [ollte,
Aachener Sprachgut vor [ich zu haben. Diefe Tatfache ift um lo
auffallender, als man die Stadt Aachen nicht dem niederdeut[chen,
[ondern dem Hochdeutfchen, genauer dem mitteldeutfchen Spradch-
gebiet zurechnet. Gleichwohl erklärt [ie Jich zwanglos aus der Lage
Aadıens. Dicht an der mitteldeutfchen Sprachgrenze, die von Aachen
nach Düffeldorf fich erftreckt, grenzt bei Aachen das nordripuarifche
Sprachgebiet, das Holländifch- und Belgifch-Limburg umfaßt und
zum Niederfränkifchen oder Niederländifchen zu zählen ift.! Stete
Berührung und Einwirkung konnte da nicht ausbleiben. Insbefondere
ift die im Jahre 1544 erfolgte Aufnahme von 30 Familien aus
Flandern und Artois von Einfluß gewesen;? er war [o stark, daß
man, wie Noppius fagt,? [echs Jahre [päter „auff den Laden vnd
in Werkstätten ... . fremde Sprache hörte”. Im 17. Jahrhundert
wurden „limburgifche ungefärbie tucheren und colorentuecher"* zur
Stadt gebracht und [elbft noch bis tief in das 18. Jahrhundert hinein
kamen Woll[pinner, Nadelmacher und Drahtzieher aus dem Lim-
burgifchen hierher, um hier ihre Arbeiten abzuliefern. Auf dem
Aachener Markte war noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts
den „Spaniulen", wie die aus Maastricht herkommenden Marktleute
genannt wurden, ein befonderer Plaß auf dem Hühnermarkt unter
dem Granusturm eingeräumt.” Aber nicht nur auf das gefchäftliche
Leben erfireckte [ich der gegenleitige Verkehr, [ondern auch auf das
Rechisleben dehnte er [ich infofern aus, als das Aachener Schöffengericht
den Oberhof für Nymwegen bildete, [o daß [eine Mitglieder der
holländi[chen Sprache mächtig [ein mußten. Tat[ächlich findet lich in
dem Schriftwechfel diefes Gerichts wie auch des Rats die Anwendung
dieler Sprache.
So hat die Aachener Mundart ein eigentümliches Anf[ehen
gewonnen, das durch den [tarken franzölifchen Einfchlag nur noch
jremdartiger geworden ift. Ich habe Wert darauf gelegt, den
niederländi[chen Einfluß hier ausdrücklich feftzuftellen, worauf übrigens
auch bereits im Idiotikon® hingewiefen wurde. Im übrigen lag es
nicht im Zwecke diefer Sammlung, den verfchiedenen Wegen nach-
zugehen, auf denen die Aachener Mundart beeinflußt worden ilt.
‘ Vgl. hierzu Reis, Die deutfchen Mundarten, Leipzig 1912, S. 14ff. ? Sie
erfolgte, um für die Tuchinduftrie neue Fabrikationsmethoden einzuführen. Vgl.
]. Fey, Zur Gefchichte Aachens im 16. Jahrhundert, S.4. 3 Aacher Chronik,
Ausg. von 1643 5.174. * Pick, Aus Aachens Vergangenheit, S. 334 ff. 5 (Aachener)
Echo der Gegenwart 1907, Nr. 199. ® S. IX ff.
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