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IX. Vorstellung.
Jesus vor Kaiphas.
Prolog.
Vor erbosten Feinden, nun seinen Richtern,
Steht der Herr in Schweigen gehüllt; geduldig
Hört Er all die Klage und Lüge, selbst das
Urteil des Todes.
Wie einst Naboth schuldlos verfolgt, verurteilt
Ward, durch falsches Zeugnis als Gottesläst’rer;
So auch Er, dess einzige Schuld ist: Wahrheit,
Liebe und Wohlthun.
Bald auch werdet ihr von entmenschten Knechten
Ihn. umrungen seh’n, des Gespöttes Rohheit
Preisgegeben, höhnisch misshandelt unter
Wildem Gelächter.
Im geduldigen Job, dem in tiefster Trübsal
Selbst von seinen Freunden mit Spott Belad’nen,
Seht ihr vorgebildet des lieben Heilands
Himmlische Sanftmut.
A. Vorbilder.
[. Der unschuldige Naboth wird durch falsche Zeugen zum Tode
verurtheilt. 3. Kön. 21. 8.
Wie blutet mir das Herz!
Der Heiligste steht vor Gericht.
Er muss der Sünder Bosheit tragen,
Verraten und beschimpft — gebunden und geschlagen —
Wem zittert nicht im Auge eine Thräne? —
Von Annas weg, zu Kaiphas fortgerissen —
Was wird er da, ach, wieder leiden müssen!
Seht hier im Bilde diese neue Leidensscene.
Es sterbe Naboth! Gott erfrecht’ er sich
Zu lästern und zu schmäh'n, o König, dich.
Er sei vertilgt aus Israel!
So geifern frech die Lästerzungen.
Von jener bösen Jezabel
Zu einem falschen Eid gedungen,