Digitalisate

Hier finden Sie digitalisierte Ausgaben ethnologischer Zeitschriften und Monografien. Informationen zum Digitalisierungsprojekt finden Sie [hier].

Suchen in

fullscreen: Zeitschrift für Volkskunde, N.F.8=46.1936/37

188 
Vasmer: König Trojan mit den Ziegenohren. 
Bocksohren begegnen (s. Lehmann-Nitsche a. a. 0. S. 283ff.), dann 
konnte die Übertragung der Sage auf Trajan noch leichter wegen dieser 
Volksetymologie eintreten. Eine Parallele zu der hier gebotenen Erklärung 
der Bocks- bzw. Ziegenohren des Königs auf volksetymologischer Grund 
lage bieten m. E. die keltischen Sagen von Mark mit den Pferdeohren 1 ). 
Die letzteren lassen sich durch volksetymologische Verknüpfung des Namens 
Mark mit dem keltischen Worte für „Pferd“ erklären, gall. gdpKcxv bei 
Pausanias, irisch mark usw. 2 ), welches mit der germanischen Sippe von 
nhd. Mähre urverwandt ist. Die südslawischen Märchen sind für mich 
Entlehnungen aus dem griechischen Sprachgebiet. 
Nicht klar ist mir, wie sich zu den hier behandelten südslawischen Er 
zählungen die an die Midas-Sage in manchen Zügen erinnernde dalmatinische 
Sage vom König Norum verhält. Er hat einen Eselskopf, Schweinsohren, 
einzeln stehende Zähne und grunzt wie ein Schwein. J. Polivka be 
handelt diese Sage in der Zeitschr. f. österr. Volksk. 3 (1896ff.), 295ff, und 
vergleicht sie mit orientalischen Fassungen, einer tibetischen und einer mon 
golischen. Leider lassen sich geographische Zwischenglieder hier nicht er 
mitteln. 
Klarer liegen die Verhältnisse auf rumänischem Gebiet. Wie mir 
Dr. V. Luta mitteilt, kennt Ad. Schullerus in seinem Verzeichnis der 
rumänischen Märchen und Märchenvarianten, Helsinfors 1928 (— FFCom- 
munications Bd. 78) S. 59 keine dakorumänische Fassung dieses Märchens, 
sondern nur eine aromunische: „Amirälu cu urecl’ile di caprä“ 3 ) („Der 
Kaiser mit den Ziegenohren“). Sie stammt aus Avela in Epirus, wo grie 
chischer Einfluß sich stark bemerkbar macht. Der namenlose Kaiser ver 
birgt seine Ziegenohren unter einem Seidentuch. Die Barbiere werden jedes 
mal von einem bereitstehenden Henker umgebracht. Schließlich kommt 
die Reihe an einen Lehrling, der die Ohren nicht gesehen haben will. Er 
kann aber das Geheimnis auch nicht für sich behalten, geht auf den Gipfel 
eines Berges und gräbt eine Grube, in die er es hineinspricht. Nach zwei 
Tagen wächst an der Stelle ein Baum, dessen Blätter, vom Winde bewegt, 
die Nachricht weiterverbreiten. So erfährt das Volk, warum der Kaiser alle 
die Barbiere umgebracht hat. 
Diese Fassung zeigt verschiedene Übereinstimmungen mit dem oben 
erwähnten griechischen Märchen aus Zakynthos, und ich halte auch sie 
wegen der Beschränkung auf die von den Griechen stark beeinflußten Aro- 
munen für eine Entlehnung aus dem Griechischen. 
x ) Dazu Lehmann-Nitsche S. 284ff. 
2 ) Vgl. Stokes bei Fick, Vgl. Wh. 2 3 , 202. 
3 ) Vgl. P. Papahagi, Basme aromäne Si glosar (Bukarest 1905) S. 502—504.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.