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Vasmer: König Trojan mit den Ziegenohren.
Bocksohren begegnen (s. Lehmann-Nitsche a. a. 0. S. 283ff.), dann
konnte die Übertragung der Sage auf Trajan noch leichter wegen dieser
Volksetymologie eintreten. Eine Parallele zu der hier gebotenen Erklärung
der Bocks- bzw. Ziegenohren des Königs auf volksetymologischer Grund
lage bieten m. E. die keltischen Sagen von Mark mit den Pferdeohren 1 ).
Die letzteren lassen sich durch volksetymologische Verknüpfung des Namens
Mark mit dem keltischen Worte für „Pferd“ erklären, gall. gdpKcxv bei
Pausanias, irisch mark usw. 2 ), welches mit der germanischen Sippe von
nhd. Mähre urverwandt ist. Die südslawischen Märchen sind für mich
Entlehnungen aus dem griechischen Sprachgebiet.
Nicht klar ist mir, wie sich zu den hier behandelten südslawischen Er
zählungen die an die Midas-Sage in manchen Zügen erinnernde dalmatinische
Sage vom König Norum verhält. Er hat einen Eselskopf, Schweinsohren,
einzeln stehende Zähne und grunzt wie ein Schwein. J. Polivka be
handelt diese Sage in der Zeitschr. f. österr. Volksk. 3 (1896ff.), 295ff, und
vergleicht sie mit orientalischen Fassungen, einer tibetischen und einer mon
golischen. Leider lassen sich geographische Zwischenglieder hier nicht er
mitteln.
Klarer liegen die Verhältnisse auf rumänischem Gebiet. Wie mir
Dr. V. Luta mitteilt, kennt Ad. Schullerus in seinem Verzeichnis der
rumänischen Märchen und Märchenvarianten, Helsinfors 1928 (— FFCom-
munications Bd. 78) S. 59 keine dakorumänische Fassung dieses Märchens,
sondern nur eine aromunische: „Amirälu cu urecl’ile di caprä“ 3 ) („Der
Kaiser mit den Ziegenohren“). Sie stammt aus Avela in Epirus, wo grie
chischer Einfluß sich stark bemerkbar macht. Der namenlose Kaiser ver
birgt seine Ziegenohren unter einem Seidentuch. Die Barbiere werden jedes
mal von einem bereitstehenden Henker umgebracht. Schließlich kommt
die Reihe an einen Lehrling, der die Ohren nicht gesehen haben will. Er
kann aber das Geheimnis auch nicht für sich behalten, geht auf den Gipfel
eines Berges und gräbt eine Grube, in die er es hineinspricht. Nach zwei
Tagen wächst an der Stelle ein Baum, dessen Blätter, vom Winde bewegt,
die Nachricht weiterverbreiten. So erfährt das Volk, warum der Kaiser alle
die Barbiere umgebracht hat.
Diese Fassung zeigt verschiedene Übereinstimmungen mit dem oben
erwähnten griechischen Märchen aus Zakynthos, und ich halte auch sie
wegen der Beschränkung auf die von den Griechen stark beeinflußten Aro-
munen für eine Entlehnung aus dem Griechischen.
x ) Dazu Lehmann-Nitsche S. 284ff.
2 ) Vgl. Stokes bei Fick, Vgl. Wh. 2 3 , 202.
3 ) Vgl. P. Papahagi, Basme aromäne Si glosar (Bukarest 1905) S. 502—504.