22
I. Historisches Stillleben
wandte man diesen Hebel im achtzehnten Jahrhundert
zum Niederreißen, so zeigte das neunzehnte, wie herr
lich man ihn auch zum Aufbauen gebrauchen kann.
Der Abstand der spätesten Homannschen Karten
der Küsten und Inseln des fünften Weltteils von der
australischen Karte der Gegenwart ist bereits nicht
minder groß geworden, als er zwischen jenen frühesten
holländischen und den letzten englischen Blättern im
Homannschen Atlas selber war. Jetzt werden jene
Küsten und Inseln erforscht und kolonisiert, wie sie
damals entdeckt wurden. Wo im Homann an den
australischen Küsten nichts weiter geschrieben steht als
etwa: „hohes unfruchtbares Land", ..niedriges über
schwemmtes Land", „weder Wasser noch Einwohner"
und dergleichen, da hat jetzt eine neue wimmelnde
Welt ihre Pforten geöffnet, und neue Träume spinnt
das alte Europa über das Paradies mit den goldenen
Bergen, welche man dort entdeckt — nicht bildliche
goldene Berge, sondern von wirklichem, gediegenem
gelbem Gold. Und wie eine naivere Vergangenheit
bei den angeblichen unschuldvollen Urmenschen der
Südsee sich neue politische Ideen holte, so gräbt die
realistischere Gegenwart neue volkswirtschaftliche Ideen
mit den australischen Goldklumpen aus. Die Zukunft
aber wird lehren, ob diese goldschimmernden Lehren
zusamt den wirklichen australischen Goldstufen nicht
das Gold der Kobolde im Märchen sind, das sich
alsbald in glühende Kohlen verwandelt, die das Haus,
wo man sie aufgesammelt, in Brand stecken.