Derr Kellöprreis unö die Sitte
[1857]
I.
2TTit melancholischen Betrachtungen über das teure
Pflaster der norddeutschen Städte wanderte ich zu
Fuß von Vegesack nach Bremerhafen. Der einförmige
Weg ließ mir Muße genug, meine Gedanken über
den Unterschied süd- und norddeutschen Geldpreises
zu ordnen und über den Widerspruch von alten Volks
meinungen und moderner Nationalökonomie. Es gibt
ja nicht bloß religiösen und poetischen, sondern auch
nationalökonomischen Volksaberglauben und Volks
gespenster, — wie z. B. der Wucher. Sollte es auch
ein solcher Volksaberglaube sein, daß man im Gulden
lande mit dem Gulden soweit reiche als im Taler
lande mit dem Taler? — ein solches Volksgespenst,
daß das süddeutsche Volk sich förmlich fürchtet vor
den Talern, weil es glaubt, die norddeutsche Teurung
sei ihnen aufgestempelt? Der Oberländer Reisende
kann freilich beim Eintritt in den rheinischen Süd
westen sein Budget getrost verdoppeln, beim Einzug
in die norddeutschen Städte verdreifachen und so die