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Altorientalische und israelitische
Volks- und Prophetenerwarlung.
Vom goldenen Zeitalter im Morgendiämmern der
Menschengeschichte erzählen die Sagen der Alten. Die Wieder-
kehr dieser glücklichen Zeit, wo „die Menschen wie die Götter
sorgenlosen Sinnes dahinlebten, ohne Mühsal und Leid, .. . allem
Übel entrückt,“ da sie „alles Gute besaßen, Früchte brachte die
spelttragende Erde von selbst, viel und reichlich,“®) besangen ihre
Dichter.
Unter dem Konsulate des Asinius Pollio verkündigte in Rom
Vergil in seiner vierten Ecloge das Ende der eisernen, den Wieder-
anfang der goldenen Zeit, die Geburt des Gotteskindes,
des Friedensbringers, des Königs der neuen seligen Weltzeit. Ver-
gil beruft sich literarisch für die verkündete selige Friedenszeit auf
das „Lied der Sibylle“. Dabei wird ihm vorzüglich diese Stelle
der Sibyllinischen Orakel vorgeschwebt haben (III, 652—60):
„Alsdann wird Gott vom Sonnenaufgang her einen König senden,
der auf der ganzen Erde dem schlimmen Kriege ein Ende macht,
indem er die einen tötet, mit den anderen sichere Verträge schließt.
Auch wird er alles dieses nicht nach eigenem Rate tun, vielmehr
den guten Beschlüssen des großen Gottes folgend. Das Volk des
großen Gottes aber wird strotzend sein von herrlichem Reichtum,
von Gold und Silber und purpurnem Schmuck, und die Erde ihre
Früchte bringend, und das Meer voll von Gütern.“6) Keineswegs
ruht aber Vergil mit seiner Idee von der Wiederkehr der goldenen
Zeit auf den Sibyllinischen Weissagungen allein, Das zeigt schon
seine Übertragung der Idee vom Friedenskönig der goldenen Zeit
auf den Sohn des Asinius Pollio in Verbindung mit dem alsbald