und Gemse damals in der Ebene am Rand der Gletscher lebten
und erst mit diesen sich auf die Alpenhöhen zurückzogen, ähnlich
wie das Renntier nach Schwund des großen Nordgletschers nach
den arktischen Regionen auswanderte.
Die unendliche Mannigfaltigkeit der Kunstleistungen des Diluvial-
menschen zu schildern, liegt uns hier fern. Bildproben geben da
mehr als lange Beschreibungen. Hier kommt es uns vielmehr darauf
an, in die Psychologie dieser
sonderbaren Leistungen einzu-
dringen. Mag die naive Freude
an dem Bild der täglichen Jagd-
objekte auf Knochen und Ge-
weih auch dem Verständnis
keine Schwierigkeiten entgegen-
setzen, so wird das Kunstproblem
doch recht eigenartig angesichts
der sonderbaren Ausschmückun-
gen von Höhlen mit Tierbildern.
Allein schon die technische
Seite dieser Angelegenheit bietet
manche Rätsel dar. Fiel doch
niemals ein Sonnenstrahl in diese
Stätten künstlerischen Schaf-
fens1). Noch merkwürdiger wird
das Ganze durch die ‚Wahr-
nehmung, daß die meisten dieser
Malereien sich hoch oben an den
Felswänden enger Korridore,
zum Teil in engen Nischen, sogar
I an den Decken unterirdischer
1) Die künstlichen Beleuchtungsmittel, deren sich die Grottenkünstler be-
dienten, können wir uns nach Funden aus dem Vezöretal ergänzen. Es sind
mehrere ausgehöhlte Steine gefunden worden, die jedenfalls als Lampen benutzt
wurden, indem dieselben — nach Analogie der Zustände bei den Eingeborenen
Australiens — mit tierischem Fett gefüllt wurden. Wir können auch feststellen,
daß bei den Einritzungen, wie in der Grotte von Combarelles, der dem Künstler
helfende Lampenhalter links gestanden hat, da nur bei einer entsprechenden
Belichtung die Tierumrisse deutlich zu erkennen sind.
Figur 6.
Ornamentale und symbolische Skulp-
turen zum Teil erotischen Charakters,
darunter solche, die weibliche Beine
darstellen.
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