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Häuser beschreibt Xenophon (àad. VI 1, VII 2, 5 u. 4), womit
auch Gvid übereinstimmt (Trist III 10, V 7):
Pellibus et laxis arcent mala frigora braccis,
Schützen mit pelzwerk und Hosen sich wohl vor der grimmigen Kälte.
Nach anderen Schriftstellern hatten sie Drachenfahnen und Harfen
{m'&aQaç), sowie Helle haare (laritot, flavi); Tenophanes nennt sie
„rotblond und blauäugig (tivqqovç kcli yXavxovg)“. Solinus (10)
rühmt die Züchtigkeit und Treue der thrakischen Weiber, die sich wie
bei Slaven und Indern mit ihren Lheherren verbrennen ließen: feminae
tenaces sunt pudicitiae, insiliunt defunctorum rogos conjugum
et, quod maximum insigne ducunt castitatis, praecipiter in
flammas eunt.
Demnach mußte man erwarten, in den etruskischen Sprachdenk
mälern dem Griechischen verwandtes zu finden. Sn der Tat kommen
auch manche der aus der griechischen Heldensage bekannten Namen,
wenn auch etwas verunstaltet (hercle, Utuze, Tute, pele, Nkenle,
Ntresthe, pultuce, pulnuce, priumnes, Thelaphe, Llchsentre, Urste,
hamphe, hephleta, pherse, Thucle, Tifile, Ziumithe, Tuntle — He
rakles, Gdysseus, Tpdeus, peleus, Menelaos, Ndrastos, Polydeukes,
Polpneikes, priamos, Telephos, Nlexandros, Grestes, Nmphion, hippo-
lyta, Perseus, Tteokles, Theophilos, Diomedes, Tyndareus u. a.) in
etruskischen Inschriften vor, doch könnten das auch Entlehnungen sein.
Durchforscht man aber, im vergleich mit den sonstigen Überbleibseln
etruskischer Sprache, den Text der Mumienbinden ohne Voreingenom
menheit, so findet man doch schließlich in dem Wust fremdartig klin
gender Wörter allerlei arisches Sprachgut, manches ans Griechische
Anklingende, von vornherein war zu vermuten, daß das „Nitualbuch",
als welches^) es schon der Entdecker richtig erkannt hatte, Götter
namen, Gpferspenden und Gpfertiere mit den entsprechenden Zahl
wörtern und endlich Bezeichnungen von Behörden und Beamten ent
halten würde. Dies hat sich denn auch bestätigt. Sehr häufig findet
sich das Wort als, „Gott" (aiooi, aesar, stark an die nordischen aesir 30 31 )
30 ) Solche auf Leinwand geschriebene Bücher (codices lintei) waren im Alter
tum besonders als Gpfervorschriften im Gebrauch. Im I. 460 d. St. opferten die
Samniten nach einem solchen, Liv. X 38,- ibi ex libro vetere linteo lecto sacri-
ficatum sacerdote Ovio Paccio quodam, homine magno natu, qui se id
sacrum petere adfirmabat ex vetusta Samnitium religione ... Ammian,
XXIII 5: Etrusci tarnen haruspices ... prolatis libris exercitualibus
ostendebant . . .
31 ) Kritiker haben mir vorgehalten, das nordische Wort komme vom Stamm
ans (nur aus Jordan bekannt, hier „Halbgott", im Gotischen „Balken" bedeutend)
her. Ich muß das bestreiten: an. as oder ass, Gott, und ass, Balken, ist zweierlei,-
das erstere Wort hat in Zusammensetzungen, wie asgardhr, asmegin, und in
Ableitungen, wie asu, asynjur, nur ein einfaches s.
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