man sie kurzweg in Königshymnen und Volks- oder Landes-
hymnen einteilen; manche sind beides zu gleicher Zeit. Die
Grenze, welche die Volkshymne vom Volksliede scheidet, ist
bisweilen schwer zu bestimmen. — Als das eigentliche Vater-
land der Nationalhymnen ist der von den Völkern germanischer
Rasse bewohnte Norden Europas zu bezeichnen. Die südlichen
Staaten haben das Bedürfnis nach Nationalhymnen erst später
empfunden, und einige von ihnen, wie Spanien und die Türkei,
haben es überhaupt nicht zu gesungenen Hymnen gebracht,
sondern sich mit dem Surrogate von Märschen begnüegt.
England.
An der Spitze der Nationalhymnen steht die englische
„God save the King“; sie hat sich die ganze Welt erobert. Ks
ist eine echte Königshymne. Entstanden mag sie im Frühjahr
1743 sein. Georg II. zog damals gegen die Franzosen ins Feld
und besiegte sie in der Schlacht bei Dettingen. Wer die zwei-
strophige Hymne gedichtet und komponiert hat, ist nicht mit
absoluter Sicherheit zu sagen. Die Namen Dr. John Bull,
Lully, Purcell, Händel, Young, Smith u.a. schwirren
bunt durcheinander. In neuester Zeit haben auch die Deutschen
und Schweizer die Melodie als ihr Kigentum reklamiert. In
Deutschland hat ein patriotischer Schulmann, E. Handtmann,
in der Kreuzzeitung (Nr. 316 vom 10. Juli 1894) zu beweisen
gesucht, dass die Melodie einem alten Wallfahrtsliede entlehnt
sei, das früher bei Prozessionen zum Schutze der Mineralquellen
in Schlesien und Mähren gesungen worden und in den Bädern
Reinerz und Cudowa als „Quellenhymne“ noch wohl bekannt
sel. Der Text dieser Hymne lautet:
Heil dir, o Königin,
Des Brunnens Hüterin.
Heil dir, Marie!
Zu Segen und Gedeihn
Lass sprudeln klar und rein
Allzeit den Labequell:
Heil dir. Marie!