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das man in einem 1825 in Halle erschienenen lateinischen Ge-
sangbuch für Studenten findet.
Und überall hat die Marseillaise ihre Schuldigkeit vollauf
getan: mehr kann man von einer Melodie nicht verlangen.
Spanien.
Spanien erfreut sich keiner gesungenen Nationalhymne;
der sogenannte Königsmarsch (Marcha reale) tritt dafür ein.
Die ursprünglich Frankreich angehörende Melodie wurde von
Philipp IV. (1700—1746) nach Spanien eingeführt und dort als
„Marcha Grenadera“ rasch populär. Später — unter Karl IIL.
— setzte sie der Hofoboist Espinosa nach dem Muster der
zur Zeit Friedrichs des Grossen gebräuchlichen Märsche für
Militärmusik. Seitdem wird der Marsch bei allen Hoffestlich-
keiten, sowie in der Messe, wenn das Sanktissimum empor-
gehoben wird, gespielt und dient auch zugleich als Parade-
marsch. Das Tempo ist sehr langsam (60 Schritt in der Minute).
Die Marcha reale klingt also mehr feierlich, als südlich feurig.
— Preise für eine Nationalhymne sind in Spanien wohl aus-
gesetzt worden, aber ein befriedigendes Resultat ist ausgeblieben.
— Bisweilen findet man den „Himno del Ciudadano Riego“ als
Nationalhymne angeführt. Der Text „Soldados, la patria nos
llama & la lid“ ist 1812 in Algeciras vom Obersten Riego
verfasst worden, als dieser sich mit dem Bataillon „Asturias“
seiner Einschiffung nach den Kolonien widersetzte. Die ziem-
lich triviale Melodie gehörte ursprünglich zu einem anderen
Liede. Nationale Bedeutung hat die Riego-Hymne nicht erlangt.
Portugal.
Die Portugiesen haben ihre Nationallıymne auf dem Um-
wege über Brasilien erhalten. Portugal ist der einzige Staat,
dessen König selbst für sich und sein Volk eine Nationalhymne
vedichtet und komponiert hat. Im Jahre 1822 hatte Dom
Pedro I. den Titel eines Prinzregenten und Hüters der bra-
silianischen Verfassung angenommen und zur Vermehrung seiner
Popularität die Hymne „O’ Patria, 6 Rei, ö povo“ verfasst. Als
er 1826 den vortugiesischen Thron bestieg. nahm er sie nach