Zu
seillaise gänzlich beiseite zu schieben und dafür die von
Hortense Eugenie de Beauharnais (Mutter Napoleon I11.)
yedichtete und komponierte süssliche Romanze „Partant pour
Ja Syrie“ (siehe Notenbeilage Xb) als Nationalhymne ‚EINZU-
führen. Beim Volke fand dieser Versuch wenig Anklang, und
als Napoleon III. entthront worden war, kam man sofort
wieder auf das alte Revolutionslied zurück. —
Die Melodie der Marseillaise hat im Laufe der Jahre nicht
unwesentliche Veränderungen erlitten; der Volksmund schliff
ihre unleugbaren Ecken und Knorren ab. Ein Vergleich der
jetzt gebräuchlichen Form mit der in der Notenbeilage mit-
geteilten Originalfassung ist leicht anzustellen. — Mit dem
Wortlaute des Textes ist man glimpflicher verfahren; erhebliche
Varianten stellten sich eigentlich erst im Kriege mit Deutsch-
land (1870) ein. Damals ersetzte man die Schlusszeilen des
Refrains durch „Marchons, marchons sur les bords du Rhin,
pour battre les Prussiens“, und als dies nicht so rasch ging,
wie man es sich gedacht hatte, liess man die Variante wieder
fallen und setzte dafür: „Marchons, ca ira, marchons, ca ira,
la republique en France elle regnera“. — HEine vermutlich in
neuerer Zeit hinzugekommene Schlussstrophe, die mit den Worten
begann „Nous entrerons dans la carriere, quand nos aines n'y
seront plus“, hat sich ebenfalls nicht halten können.
An Versuchen, Rouget de 1l’Isle die musikalische Autor-
schaft der Marseillaise abzustreiten, hat es nicht gefehlt; ein-
mal sollte er die Melodie einem obskuren französischen Ora-
torium („Esther“ von Grison) entnommen haben, ein andermal
behauptete man, er habe sie der vierten Messe des Meers-
burger Kantors Holtzmann entlehnt. Alle diese Behauptungen
haben sich als unhaltbar erwiesen. . Das Verdienst, überzeugend
dargetan zu haben, dass die Marseillaise textlich und musi-
kalisch das geistige Eigentum Rouget de 1’Isle’s ist, gebührt
dem französischen Musikhistoriker Julien Tiersot (Ronget de
l’Isle. Son oeuvre — sa vie. Paris 1892).
In der Kunstmusik des 19. Jahrhunderts ist die Marseillaise
vielfach mit Glück verwendet worden. Robert Schumann
hatte sie ganz besonders in sein Herz geschlossen. Als er
1839 längere Zeit in Wien weilte. war dort gerade die Mar-