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Einundzwanzigstes Kapitel.
sWaldland
ihr Mambu Kwa Mungu — es ist Gottes Sache. Unsere Herren
bekümmern sich nicht um uns, und wir bekümmern uns nicht um sie.
' „Nun, Feradji, du bist ein Anführer, welche Ursache zur Beschwerde
hast du im besondern? Haben die weißen Männer dich schlecht be
handelt?"
„Nein, sie sind gut gegen mich gewesen, waren aber hart gegen
einige Leute."
„Wie hart, und gegen wen?"
„Gegen die Sansibarleute, wenn sie nicht fleißig waren."
„Aber weshalb sollten sie fleißig sein? Hattet ihr eine wichtige
Arbeit zu thun?"
„Nein, denn als der Dampfer fortging, war wenig zu thun,
nur der Erdwall zu machen, das Lager auszufegen, Brennholz zu
hacken und nachts Posten zu stehen. Aber die Goi-gois (Faulen oder
Unbrauchbaren) wollten nicht kommen, wenn sie gerufen wurden. Darauf
wurden die weißen Männer ungeduldig und riefen dann nochmals lauter.
Dann kamen die Goi-gois langsam, träge, ganz allmählich herbei und
sagten, sie hätten Schmerzen im Kopf, im Körper, im Rücken, in der
Brust oder in den Füßen. Nun wurden die Herren ärgerlich und be
haupteten, es sei Verstellung. Das wiederholte sich jeden Tag."
„Aber wie konnte Lagerfegen, Brennholzholen und Postenstehen
schwere Arbeit für 250 Leute sein?"
„Es war gar keine Arbeit."
„Wurde noch sonst jemand bestraft außer den Goi-gois?"
„Niemand außer den Dieben."
„Hattet ihr viele Diebe?"
„Ich glaube, alle Diebe von Sansibar haben sich diesmal den
«Reisemachern» angeschlossen."
„Das kann nicht sein, Feradji, denn wir hatten bei uns ebenfalls
Diebe und einige mußten auch aü der Küste zurückbleiben."
Die Zuhörer lachten. Feradji erwiderte: „Das ist in der That
wahr, doch hatten wir sehr viele. Täglich verschwanden Messingstangen,
Kauris und Kleidungsstücke. Die Sansibarleute beschuldigten die Su
danesen, die Sudanesen die Somali, die Somali die Sansibarleute,
und so ging es im Kreise herum. Nichts war sicher. Legte man es
unter das Kissen, rollte man es unter die Schlafmatte, band man es
fest oder machte man ein Kopspfühl daraus, bah, es war doch am
Morgen fort. In der That, ich fürchtete, daß man mir bald meine
Zähne stehlen würde."