II. Das Schlüsselwort Kultur
1. Standortbestimmungen
Kultur ist das Schlüsselwort ethnologisch-anthropologischen
Selbstverständnisses. Weder Lehrbücher noch Monographien, we-
der Reader noch Lehrveranstaltungen kommen ohne diesen Zen-
tralbegriff aus.
Auch neuere ,,Standortbestimmungen* der ethnologischen Dis-
ziplinen sind sich darin einig, daf ,, Kultur" im Zentrum ihrer
Forschungen steht und ihre Bestimmung die theoretische Grund-
lage des Faches bildet:
„Seit Beginn ihres Bestehens als selbständige Disziplin hat sich
die Ethnologie um zwei Problemkreise bemüht. Die eine Frage
lautet: Was ist und wie funktioniert die Kultur? Die andere Frage
lautet: Wie sind die Kulturen der einzelnen Menschengruppen zu
dem geworden, als was wir sie heute vor uns sehen" (Schmitz
1963, 1).
„Die weitaus meisten Ethnologen befassen sich mit Menschen-
gruppen, die durch eine gemeinsame Kultur charakterisiert sind,
beziehungsweise mit Kulturen, die das Charakteristikum von be-
stimmten Menschengruppen sind, und im weitesten Sinne mit
‚dem‘ Menschen als einem durch Kultur charakterisierten Wesen
beziehungsweise mit Kultur als dem Charakteristikum ‚des‘ Men-
schen. Der Untersuchungsgegenstand der Ethnologie ist damit
Mensch(engruppen) und Kultur(en) in ihren Zusammenhängen‘‘
(Rudolph 1973, 41).
„Das Objekt einer Europäischen Ethnologie ist die populare
Kultur. Als popular wird hier die Kultur aufgefaßt, die sich durch
ihre Traditionsgebundenheit, durch ihre Gruppenprägung und
durch ihre lokale Ausformung von der ständig schnellen Verände-
rungen unterworfenen internationalen Kultur (‚Hochkultur‘,
‚Mobile Kultur‘) unterscheidet. Diese Charakterisierung ist zwei-
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