welt offensichtlich richtig. Die aus diesem Kulturschock für den Ein-
wanderer erwachsene Konfliktsituation kann er auf verschiedene
Weisen zu lösen versuchen: 1. Gemeinsam mit anderen Mitglie-
dern seiner Kultur bildet er eine Enklave (Getto) in der fremden
Umwelt, in der das alte Kulturverhalten beibehalten werden kann.
2. Er versucht, sich der fremden Kultur vollkommen anzupassen,
indem er ihre Verhaltensmuster übernimmt und diejenigen seiner
Ausgangskultur ablegt. 3. Er tritt mit den Mitgliedern der frem-
den Kultur in Kommunikation und Interaktion, um in einem
wechselseitigen Prozeß kulturelle Erfahrungen und Verhaltens-
weisen auszutauschen. 4. Er versucht für die Erreichung seiner
Ziele, die in der Ausgangsgesellschaft liegen und die Rückkehr
bedingen, die notwendigen Verhaltensmuster (z. B. im Arbeitsbe-
reich) zu übernehmen, ohne in anderen Bereichen (z. B. Freizeit,
religiöses Verhalten) seine traditionellen Verhaltensformen zu än-
dern. 5. Er versucht, seine Kulturverhaltensmuster gegenüber den
Einheimischen durchzusetzen.
Diese Konfliktlósungsmodelle sind in der Migrationsforschung
sowohl für Persónlichkeitstypen, ethnische und soziale Gruppen,
personale oder generationsablaufende Phasenentwicklung als auch
für spezifische historische Konstellationen aufgestellt worden
(Spencer-Kasdan 1970; Albrecht 1972, 261ff.; Greverus 1972a,
35ff., 131ff.; Greverus 1973).
Während die ersten drei Modelle insbesondere für die klassische
amerikanische Einwanderersituation entwickelt (Child 1943;
Handlin 1951; Taft 1953; Fjellström 1970; Lopreato 1970; Yoder
1973) und danach für Flucht- und Wanderungsbewegungen der
Gegenwart diskutiert wurden (Eisenstadt 1954; Greverus 1972a,
202ff.; Viest 1977), wurde das Modell der partiellen Anpassung für
die Verhaltensweisen ausländischer Arbeitnehmer als Zeitwande-
rer aufgestellt (Danckwortt 1959; Kurz 1965; Braun 1970).
Die fünfte Möglichkeit schließlich ist das eigentliche Kolonisa-
tionskonzept (Bitterli 1976, 81 ff.; Assion 1977). Trotz sicher ver-
schiedener Prämissen gehören zu letzterem auch die heutigen wirt-
schaftlichen und sozialen Hilfsprogramme der Industrienationen
für die sogenannten unterentwickelten Gebiete und Länder (Stum-
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