hat, um da helfend einzugreifen, daß ihn aber daran die Wirren
im Götterreich leider verhindert haben. Das wäre wohl das
Thema eines ganzen Epos, aber wir wollen hier nicht dichten,
sondern wiederherstellen. Der Hunnenkönig Humli, der in der
Hervararsaga vorkommt, hat wohl nichts mit unseren beiden
Humbli zu tun.
Wohl aber dürfen wir hier einen auffallenden Sagenzug
noch einmal betonen und in volles Licht stellen. Die Annahme
der Ynglingensage, daß die Asen und Wanen am Schwarzen
Meer hausten, die Annahme Saxos, daß Byzanz ein Hauptsitz
Odins oder der Odinsverehrung war, unterstützt sich nicht
nur gegenseitig, sondern wird auch durch die deutsche Sage in
merkwiirdiger Weise festgehalten. Das deutsche Heldenbuch
geht auch von Konstantinopel aus. Dort herrscht Hugdietrich,
sein Vater Anzius, sein Sohn Wolfdietrich. Dort herum am
Hellespont hausen arge Riesen und gute Zwerge, am Schwarzen
Meer findet Wolfdietrich jene zauberhaften Gütterstätten, wo
zwölf Göttinnen wohnen, wo alles voll von Wundern ist, gleich
denen Asgards. In Altentroje oder Troimund, dem alten Troja,
treffen wir wieder Riesen, die Rauhelse oder Siegeminne, eine
deutsche Venus — Freyja. Ja sogar eine gute Kenntnis der
Ortsverhültnisse wird vorausgesetzt (mein Gótter- und Helden-
buch I, 146 usw.) Und merkwiirdig, in den Vorreden zur
prosaischen Edda, in der Flateyjarbok findet sich ganz dieselbe
Vorstellung. Troja ist Asgard, die Asen hausen da; sie sind nur
Umdeutungen der dortigen Könige und Helden, oder stammen
von ihnen. Phrygia kommt von Frigg, Thrazien oder Tyrkland
ist des Donnergottes Thor Thrudheim, seine Gattin Sif ist die
Sibylle. Es muß also doch wohl all dem ein gemeinsamer Sagen-
zug zugrunde liegen.
II. Odins Auszug.
Nun folgt der große Sagenkreis, der mit Odins Auszug
beginnt, mit seinem Verschwinden endigt. Die Ynglingensage
erzählt, daß Odins Auszug damals stattfand, als die Häupt-
linge der Römer alle Völker unter sich brachten und alles vor
25