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Im Stubaital fand sich gar eine Strophe, eine Ge-
misch aus den drei Anfangsversen und der Schlußzeile
Goethes, in ein Lied eingefügt, dessen erste Strophe
von dem Vorzug der ersten Liebe vor der zweiten
handelt, aber den Jüngling als den glücklichsten preist,
der die verzehrende Glut nicht kennt. Zum Schluß
sang die Sennerin als dritte Strophe die bereits er-
wähnte von der Blume auf dem Grabe.
Aus Siebenbürgen sind zwei Fassungen bekannt
geworden, eine längere, die vielfache Ähnlichkeit mit
der ungarischen aufweist, und eine vierstrophige. Die
längere Fassung berührt sich zum Teil mit den schon
erwähnten, hat aber noch eine Anzahl Wanderstrophen
aufgenommen und mit dem Ursprünglichen zu einem
merkwürdigen Gemisch zusammengemengt. Diesen
zwei siebenbürgischen Varianten ist mit einer in Erk-
Böhmes Liederhort ohne Quellenangabe abgedruckten
die Eigentümlichkeit gemeinsam, daß die Eltern als
der Vereinigung des Paares unfreundlich gegenüber-
stehend bezeichnet werden, Endlich findet in den
ungarisch-siebenbürgischen Formen die Beteuerung der
dauernden Liebe in einer Schlußstrophe Ausdruck:
bis die Berge sich senken und die Disteln Feigen
tragen, soll die Liebe währen.
Wenn man kein voreingenommener Beurteiler des
volkstümlichen Sanges ist, wird man aus den mit-
geteilten Proben ersehen haben, daß mancherlei Unsinn
mit einherläuft, weil die Worte in Vergessenheit ge-
raten, die Melodien aber haften bleiben. Das hindert
freilich nicht, anzuerkennen, wie glückliche Umgestal-
tungen recht oft allzu Gelehrtes erfahren hat,
Heutzutage erfreuen sich nicht wenige Lieder aus
Opern und Singspielen einer großen Beliebtheit in den
niederen Schichten des Volkes. Man benutzt häufig
nur die Anfangsworte, läßt aber die ursprüngliche
Melodie fallen und spinnt den Text selbständig