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weise wieder hervortretenden Zusammenhang der Kunst
mit dem Handwerk betont, als er in seinen Kultur-
studien von alten Malerbüchern als Quellen zur Volks-
kunde schrieb. Wertvolle sozialpolitische Erwägungen
enthält auch der Aufsatz Riehls über die Beziehungen
zwischen Geldpreis und Sitte. In den Vereinen für
Volkskunde können Angehörige aller Stände Mitglieder
werden. Wer wollte leugnen, daß solches Zusammen-
wirken von hoch und niedrig auch auf die Gesundung
unserer sozialen Verhältnisse von heilsamem Einfluß
sein muß!? Selbst die Kluft zwischen Gebildeten und
Ungebildeten dürfte durch die gemeinsame Tätigkeit
zur Sammlung und Erforschung der volkskundlichen
Überlieferungen überbrückt werden. Auch Glaubens-
gegensätze verlieren durch den liebevollen Betrieb der
Volkskunde an Schärfe, denn, wie Riehl in seinen
Augsburger Studien treffend sagt, einiger als im
Glauben sind die Menschen im Aberglauben. Dieser
letztere aber spielt unter den Äußerungen der Volks-
seele,eine sehr hervorragende Rolle. Aus diesem Grunde
darf es nicht verwundern, wenn erst ganz kürzlich
ein hervorragender Theologe, Prof. Drews in Gießen,
einen lesenswerten Aufsatz über „Religiöse Volks-
kunde“ 28) veröffentlicht hat. „Jedes Wort dieses Auf-
satzes," sagt Prof. Mogk, „ist uns aus der Seele ge-
schrieben‘ und erläutert den Inhalt der Abhandlung
folgendermaßen: „Genaues Studium der einzelnen
Volksschichten, der verschiedenen Stände, ihrer Be-
griffe von fromm, ihrer sittlichen Anschauungen ver-
langt der Verfasser von den jungen Theologen, wenn
sie segensreich und zu ihrer eigenen Befriedigung in
der Gemeinde wirken wollen.“
Eine Wissenschaft von so hoher Bedeutung aber
muß in irgend einer Form auch dem erziehenden
Unterrichte zu gute kommen. Über die Frage,
wie und in welchem Umfange die Volkskunde in der