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Volltext: Volkskundliche Streifzüge

gehandelt, daß es genügt, darauf hinzudeuten. Ver- 
schwiegen soll aber nicht werden, daß, wenigstens in 
neuerer Zeit, das geschlechtliche Moment in der Ver- 
wendung des Bildes vom schönen Garten recht stark 
bemerkbar wird. 
Bei dem Versuche, aus dem Volksliede altes 
Volksleben zu ermitteln, darf man nicht dazu kommen, 
das Sinnbildliche, das Idealisierte für objektive Wahr- 
heit zu nehmen; zu einer Psychologie der unteren 
Schichten in der Vergangenheit liefert der Volksgesang 
zwar Bausteine, aber es wäre verkehrt, dieses Material 
allein zu benutzen. So häufig, wie im Volksliede, 
pflegen die einfachen Leute nicht Met oder kühlen 
Wein zu trinken. Es will übrigens scheinen, als ob 
auch die Volksdichtung in neuerer Zeit realistischer 
geworden sei, damit freilich weniger begeisterungs- 
fähig, ausgenommen zwei Gebiete, die Liebe und das 
Vaterlandsgefühl. 
Fs hängt mit dem Wesen der den Menschen 
am tiefsten bewegenden Empfindung, der Liebe, zu- 
sammen, daß namentlich die ihr geweihten lyrischen 
Gedichte eine Steigerung des gewöhnlichen Lebens, 
ein zum Himmel Emporstreben bekunden. So sehr 
hebt die Liebe empor, daß selbst die Neigung be- 
steht, das Leben um den Preis dauernder Ver- 
einigung mit dem geliebten Gegenstande freudig hin- 
zuopfern.?*) Und wo der Patriotismus des Vaterlands- 
verteidigers seinen höchsten Grad erreicht, da kleidet 
er sich, wie auch im Kunstliede bei Theodor Körner. 
in die Form der Geschlechtsliebe: das Schwert oder 
die Standarte wird zum Bräutlein.15°) Übrigens ver- 
steigt sich das Vaterlandsgefühl fast nirgends zum 
Chauvinismus. 
Die gefühlvollen Lieder aus der Wertherperiode 
und der Romantik, die Liebesschicksale besingen, hat 
das Volk sich schnell angeeignet. Die Ballade wird
	        
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