lich arrogant ist, sondern daß er weiß, daß er eine andere Sprache
spricht als der, mit dem er gerade zu tun hat. Und wenn man dem
bestimmte Dinge sagt, der sie nicht versteht, da er sie nur mit dem
Verstand versteht und nicht mit dem Herzen und dann umdreht ...,
erklárte der Leiter einer Praxis für kórperstrukturelle Tiefenmas-
sage und Energetik.
Diese Seinssucher als Anthropologe zu verstehen, zumal sie
darüber hinaus nicht verstanden werden wollen - Es gibt nur
einen Zugang zu ihnen (den Mysterien), und das ist die Initiation.
So gesehen kann man sie nicht der Allgemeinheit vor die Füfle wer-
fen (Roszak) —, fállt schwer. Als Kulturanthropologe frage ich zu-
erst nicht nach der individuellen Gesundheit des Glücks der Weni-
gen, sondern nach der Stimmigkeit einer alltagsweltlichen kultu-
rellen Ordnung, die den Individuen Vertrauen gibt und ihnen ihre
Welt verstándlich macht. Die alten Mythen haben diese Ordnung
vielleicht geleistet. Deshalb greift man auf sie zurück und baut sie
in den neuen westlichen Mythos des kosmischen Seins ein. Und
weil man die historisch investierten Erfahrungen der fremden
Kulturen nicht versteht, lehnt man das Verstehen über die phäno-
menologische Interpretation überhaupt ab und wartet auf die vi-
sionáre Eingebung zwischen den Alltagsgescháften. Die sanften
Verschwórer sehen sich als planetarische Familie auf dem Weg zu
einer spirituellen Weltkultur, die über die nationalen Grenzen se-
kundáre Kommunikation betreibt — die Transformation kennt kein
Heimatland (Ferguson).
Die spiritualistische Weltkulturlehre ist evolutionistisch konzi-
plert wie ihre Todfeindin, die materialistische Weltkulturlehre.
Beide sehen über die Entwicklung der Technologien den Weg
zum befreiten Subjekt; und beide versuchen, die kulturellen
Grenzziehungen als Übergangsstadien zu deklarieren. In diesen
Weltkulturen gibt es nur noch einen gemeinten Sinn, was den
Anthropologen und seine Versuche des Fremdverstehens über-
flüssig machte. Und so wird er auch jetzt schon dem Ideologie-
verdacht ausgesetzt, wenn er mit einem kulturrelativistischen An-
satz den je gemeinten Sinn zu verstehen versucht, und dem Ver-
dacht des Konservatismus, wenn er für plurale Alltagswelten plà-
diert, in denen jede Kultur ihr eigenes Wort als gestaltende Kraft
entwickeln kann.
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