der Visionssuche bei Naturvôlkern gleich - archaische Wahrneh-
mung freigesetzt wird. Duerr spricht nicht wie Leiris von skanda-
lôsen Räuschen, sondern wendet psychologisch eingeordnete Be-
wuDtseinsverengung in Bewufitseinserweiterung, setzt sie dem
mystischen Erleben gleich. Der Mechanismus der auf Charisma
zielenden Selbststigmatisierung wird gezielt eingesetzt. Duerr po-
stuliert die Einsamkeit, das Zwischen den Welten für die Zaunrei-
ter der Wissenschaft: Wissenschaftler, die den 'Bationalitütsnor-
men' ihrc» Disziplin untreu werden, ... unterschreiben meist ... ihr
wissenschaftliches Todesurteil, was indessen Menschen, die nur zu
einem geringen Teil ihr Selbstwertgefühl aus der ‘scientific com-
muni*v' Fezichen, nicht allzu sehr verdrieflen wird, selbst nicht die
zweifache Einsamkeit, für immer ausgeschlossen zu bleiben aus der
Welt der redenden Tiere und aus der Welt der redenden Ethnologen.
Diesen redenden Ethnologen setzt Duerr das Flüstern des na-
gual entgegen, das nicht von dieser Welt und dennoch dieser Welt
nicht äußerlich ist und — hier wird Castaneda zitiert — das jener
Teil von uns ist, für den es keine Beschreibung gibt — keine Worte,
keine Namen, keine Gefühle, kein Wissen, zu dem man im Tod,
wenn die einzelnen Zellen des Bewufitseins sich auflósen, zurück-
kehrt, und in das man in seltenen Augenblicken des Lebens, in der
Grenzüberschreitung des kleinen Todes der Initiation, wenn man
leer ist, das heit seine kulturelle Natur preisgegeben hat, Zugang
findet. Pie Sehnsucht nach dem Tode hat Duerr diese kulturelle
[ch-Auflósung genannt - für die er seine Daten von Odin bis zur
Iraumzeit der australischen Aborigenes, von europáischen He-
xen bis zu den Eskimos, von den Indianern bis zu westlichen Pa-
ranoikern der Gegenwart zusammentrigt.
Er spricht von einer Grenziiberschreitung zur Wildnis, in der
man aus der Zeit heraustritt, sich seines Ursprungs bewußt wird,
sich selbst ais Schiwa erkennt, der Geist selber ist.
Fuhr Leiris über das Meer, um imaginàr dem Flufi der Zeit zu
entgehen, überschritt für Duerr der Zaunreiter auferhalb von
Zeit und Raum mit seinem inneren Auge die Begrenzung des kul-
turellen Ich-BewuBtseins, so begibt sich der Anthropologe Casta-
neda, der mit seinem Don-Juan-Zyklus nicht nur Millionàr ge-
worden ist, sondern eine bisher noch nicht dagewesene wissen-
schaftliche und populäre Pro-und-Gegenschriften-Auseinander-
setzung heraufbeschworen hat, auf eine sowohl innere als auch
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