.. ANTHROPOLOGISCHE WEC..
1.1 Grenzüberschreitungen
Der übers Meer ... fährt verändert nur den Himmelsstrich, nicht
sich se!5s:. Aber er verändert wenigstens den Himmelsstrich: im ein-
fachen Fall ist das eine Umstellung der Kulissen, im bedeutenderen
erwächst aus dem veränderten Bewußtseinsinhalt eine veränderte
Bewufitseinslage, die dem Inhalt angemessen werden will. So sieht
Ernst Bloch, Horaz paraphrasierend, die Móglichkeiten des bür-
gerlichen Enthusiasten, der sich auf die Reise begibt. Diese Móg-
lichkeit als Potential wird dem heutigen Reisenden, dem Massen-
touristen vom Pauschalreisenden bis zum Freaktouristen, von der
Tourismuskritik abgesprochen. Er kommt mit jenem Klischee
von der Fremde in der Vorstellung zurück, mit dem er ausgefah-
ren war, er brauchte die Kulissen noch nicht einmal umzustellen,
und was er aus der Fremde berichtet, ist nur das, was alle lángst
wissen (Enzensberger). Die Trostlosigkeit der Reise, die Monoto-
nie und das Nicht-Verstehen-Kónnen des Fremden wird ihm von
allen Seiten bescheinigt: von den Wissenschaften bis zu den
Liedermachern. Und wenn André Heller sang, Die wahren Aben-
teuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nir-
gendwo, dann nimmt er aus dieser scheinbaren Erkenntnis eine
Intellektuellen-Attitüde vorweg, die nicht nur eine touristische
Erfahrungs-Verneinung beinhaltet, sondern auch die einer wis-
senschaftlichen Erfahrung der Fremde über den direkten Kon-
takt mit dieser Fremde.
Was Ernst Bloch von Geschichte und Geographie sagte, näm-
lich daß sie Enthusiasmus erregten, der sich zur desto intensiveren
Einsicht in die — zum gewohnten nicht nur kontrastierenden —
Gegenstände an ihrem Ort und ihrer Stelle zusammenfindet und
aufmacht, das galt stärker vielleicht noch für die Ethnoanthropo-
logie, die Wissenschaft von den (fremden) Menschen und Vól-
kern. Diese doppelte Zuschreibung und Verinnerlichung von En-
thusiasmus zur Fahrt in die Fremde haben und geben, von Ein-