4; SPIRITUELLE SUBLIMATION
DER PRIMAREN LIEBE
71 Vom prápersonalen Schlummerzustand zum Ende der Welt
Ken Wilber, führender Vertreter einer New Age-Wissenschaft
und einer Ewigen Philosophie, verweist die Engel schlieflich in
den prápersonalen Zustand einer Seligkeit der Unwissenheit: Ein
Engel ist eine Seele, die nicht genügend gewachsen ist, zitiert er
einen Sufi-Meister. Die Suche nach den Engeln wire für ihn der
Rückkehrversuch der Menschen in einen archaisch-uroborischen
Zustand, einen prápersonalen Garten Eden, der in die nächste,
die typhonische Entwicklungsstufe der Menschheit hineinragt: in
dieser waren das Ich und der Kórper mehr oder weniger verschmol-
zen — si? warez total undifferenziert. Der Engel und das Tier, der
Mensc und die C-hlange waren eins. Unter Berufung auf Piagets
Entwicklungsstufen der Kindheit, die von Wilber auf die Ent-
wicklung dcr Menschheit übertragen werden, sieht er auf dieser
Stufe die Ich-Umwelt-Verschránkung magisch festgehalten. Es
ist das erste Atman-Projekt des Menschen, Ersatzbefriedigung fiir
das absolute Einssein. Dieses absolute Einssein oder die immer-
wührende Hóchste Ganzheit nennt Wilber Atman und verbindet
diesen hinduistischen Begriff in Gleichsetzung mit denjenigen
anderer Religionen: Diese immerwährende Höchste Ganzheit, die
sich in jedem Menschen manifestiert, nennen wir Atman (wie die
Hindus es tun) oder Buddha-Wesen (wie die Buddhisten es tun) oder
Tao oder Geist oder Eewufitsein ( Überbewufitsein) oder aber Gott —
letzteres cAerdings seltener, ca sich so viele irreführende Assoziatio-
nen mit ciesem Begriff verbinden.
Le Kette der Atman-Projekte, der Ersatzbefriedigungen, die
sich fiir Wilber aus dem BewuBtwerden des theologischen Sün-
denfalls, der illusorischen Trennung aller Dinge von der Gottheit er-
gaben, ist nun für ihn nichts anderes als die W-!t dcr F- "tur. Kultu-
ren werden dabei unter Berufung auf Ernest Decker als genormte
Systeme der Todesleugnung gesehen. Die Rückkehr zum Absolu-
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