15
Vorredner.
sC& muß die gantze Welt sich fort und fort umwenden,
^ Durch grimmer Jahrenflucht der Himmel pflegt zu senden
Der Erden neuen Witz; So bleibet allezeit
Bey uns bestendiglich die Unbcstendigkeit.
Es lesfet die Natur ihr' unerschöpfte Guter
Durch manche Gaben aus. Es endren die Gemühter
Sich mit der Zeiten Art: Viel, so war hoch und wert
Vor langen Jahren schon, daß ist itzund verkehrt. []
Der Künsten hohes Lob und die Geschikligkeiten
Entpfinden ihren Tod; es hat auch seine Zeiten
Der Sprachen grossen Ruhm; die vormahls hochgesetzt,
Wird durch Gewonheit itz nach andren Werth gescheht.
So siehet man nicht mehr auf des Parnassi Spitzen
Der süssen Musen Chor in schöner reihe sitzen.
Der Griechen Zier ist hin. Es wird itz nicht geacht,
Wie auf den Schauplatz ward der Herr und Knecht gebracht,
Dis meinen wir, man sey so stecht nicht mehr verbunden
An frömder Volker Art; das Teutsche hat gefunden
Auch seine eigene Zier . Was schreibt Euripides
So wunderreich, was schreibt der flaue Sophocles,
Was Plautus, Seneca, Terentius imgleichen
Nach der Lateiner Kunst mit lust herausser streichen, []
Das zwingt uns Teutschen nicht: Man wolle dismahl nicht
Von Rom und Griechen Land ersetzen, was gebricht.
Wir wollen Teutscher art ein Freuden Spiel aufführen,
Mit zarter Rede hier die Mutter Sprache zieren,
So viel uns nur zulest die Unvermügenheit
Und uns gegvnnet hat auch unser Jugend Zeit.
Vermeintes Glükk und Krieg mit Fried und Tugend kriegen.
Der Krieg soll hinvergehen, der Fried und Tugend siegen:
Der Menschen blinder Wunsch samt des Weltwesens Schein
Sol samt des Friedens Kraft hie vorgebildet seyn:
Es muß das Freuden Spiel zu solchem Ende kommen,
Daß falsche Glükk vergeh' und rechtes Glükk bei Frommen
Verbleibe dennoch stets. Die Herren in gemein,
Die wollen uns geneigt mit Gunst und Gnade seyn.