EINLEITUNG.
Im Jahre 1911/12 habe ich eine Studienreise unternommen, die mich über Ägypten, Indien,
China und Japan schließlich in das deutsche Schutzgebiet der Südsee führte, von wo aus ich
über Australien wieder nach Europa zurückgekehrt bin.
Die folgenden Blätter enthalten kurze ethnographische Aufzeichnungen aus Bougainville
und Buka, wo ich mich von Anfang Juli bis Ende Dezember 1911 aufgehalten habe.
Mit ihrer Herausgabe hoffe ich demjenigen Forscher, der ebenfalls das von mir bereiste
Gebiet besuchen will, mancherlei Anhaltspunkte geben zu können. Ein Museumssammler, dem
darangelegen ist, viele Kisten, möglichst mit musealen Prunkstücken zu füllen, wird in Bougain
ville nicht mehr auf seine Kosten kommen. Diese Zeiten sind vorüber. Hingegen wird man von
einer rasch dahinschwindenden geistigen und materiellen Kultur noch manches retten können, was
bei der großen Abgeschlossenheit der dortigen Eingeborenen sich stets sehr lohnen wird. Die
die Küsten bewohnenden Volksstämme sind bereits einigermaßen bekannt, das zum größten
Teil noch völlig unbekannte und sehr gebirgige Innere des Landes sollte schon im Interesse
der Erschließung der Inseln für die Kolonisation eingehend nach allen Richtungen hin er
forscht und untersucht werden.
Bei meiner Reise haben mir die gütigst ausgestellten Empfehlungsbriefe der königlich
bayerischen Akademie der Wissenschaften und des K. Reichskolonialamtes in Berlin überall in
dankenswerter Weise die Wege geebnet. Die stets wohlwollendste Interessennahme meines
hochverehrten Lehrers, Herrn Geheimrat Prof. Dr. J. Ranke, hat meine Reise ganz besonders ge
fördert. In der Südsee habe ich dem kaiserlichen Gouverneur Sr. Exzellenz Herrn Dr. Hahl
in Rabaul, sowie dem kaiserlichen Stationsleiter Herrn Doellinger in Kieta für deren vielfachen
Ratschläge und Unterstützungen in erster Linie meinen besten Dank auszusprechen. Die katho
lischen Missionäre der Societas Mariae haben sich meiner auf der ganzen Insel freundlichst
angenommen. Insbesondere haben mir Herr Pater J. Rausch in Koromira und Herr Pater
J. Grisward in Buin während des größten Teiles meines Aufenthaltes in liebenswürdiger Weise
Gastfreundschaft gewährt, wofür ich beiden Herrn recht herzlich danke. Schließlich möchte
ich nicht verfehlen, auch der Direktion des Norddeutschen Lloyd für Ermäßigung der Passage
auf meinen Reisen und Frachtsätze zu danken.
Der Kürze meines Aufenthalts entsprechend, kann ich über dieses Inselgebiet nur in
ganz fragmentarischer Form referieren. Auch war ich ganz allein auf mich angewiesen und
habe mich in der Hauptsache auf anthropologische Beobachtungen konzentrieren müssen. Zur
Beschaffung meiner ethnographischen Sammlungen standen mir nur ganz bescheidene private
Mittel zur Verfügung. Trotzdem Ethnographika nur nebenbei gesammelt werden konnten, glaube
ich doch alles Wesentliche, was heute noch im Gebrauche steht und von den Eingeborenen
angefertigt wird, erworben zu haben. Auf Unbekanntes bin ich nicht gestoßen. Meine kurz
beschreibenden Besprechungen der gesammelten Ethnographika sind gewissermaßen als eine
Ergänzung und Bestätigung der Arbeit von Fritz Krause (Zur Ethnographie der Insel Nissan,
Jahrbuch des städtischen Museums für Völkerkunde zu Leipzig, Bd. I, S. 44-159, 1906), aufzu
fassen. Was Krause darüber von der Insel Nissan schreibt, die geographisch noch zu dem
Gebiete der Salomo-Inselgruppe zu rechnen ist, findet sich fast durchweg alles auch auf Bou
gainville und Buka.1*