65
von Villafrati hätten Iberern und Liguren angehört. Das bisher gesammelte
Material genügt noch nicht für apodiktische Behauptungen; ich habe daher
lie letzteren Auseinandersetzungen dieser Schrift nur beigefügt, um das Sta-
dium, in welches die Frage über die neolithischen Funde bei den französischen
and englischen Fachmännern getreten ist, zu kennzeichnen. (Dr. Zuckerkandl.)
Il. Fundorte aus dem Innern von Sicilien,
Die Aufzählung derselben muss in doppelter Beziehung mangelhaft bleiben,
ja die Anzahl der Localitäten noch eine verhältnissmässig geringe ist, und
die Umstände, unter welchen die Gegenstände vorkamen, so gut wie nicht be-
kannt sind. Die folgenden Angaben enthalten das Wenige, was mir durch
Nachfragen von verschiedenster Seite her bekannt wurde.
Von Obsidianwerkzeugen liegen zum Theil sehr ausgezeichnete Exemplare
vor aus den Localitäten: Migaida bei Pettineo (SO, v. Cimmina), Cammerata,
Recattivo, Caltanisetta. In diesen wenigen Fundorten ist wenigstens ein
Zusammenhang mit der Madoniengruppe angedeutet, da sie alle am Südrande
derselben liegen und als ihre directe Fortsetzung gelten können. Das Ob-
sidianmesser von Cammerata fand sich ganz nahe der Eisenbahnstation 7 m
tief im Alluvium des Rückens, genannt Rocca Daparo.
Die Umgegend von Corleone, welche nach Gemmellaro vulcanische
Tuffe aufweist, hat einen sehr hübsche polirte Meissel geliefert, dessen Ma-
‚erial höchst wahrscheinlich diesen Tuffen entnommen ist. (Gemmellaro).
Auch hier liegt die Parallele mit dem räumlich benachbarten Villafrati sehr
aahe; wo polirte Meissel aus Basalt direct mit Obsidiansachen in Verbin-
dung sind.
Weniger klar ist der Zusammenhang bei dem verhältnissmässig reichsten
Fundorte Castrogiovanni. Betrachten wir zuerst, die Lagerungsver-
hältnisse, zu deren Verständniss folgendes, . ganz beiläufiges Profil dienen
möge.
Bekanntlich liegt Castrogiovanni, die höchst gelegene Ansiedelung Sici-
‚jens, auf einem von allen Seiten durch Schluchten abgetrennten 996 m hohen
Berge. Der höchste Punkt desselben, ein steil abfallender Kalkfelsen ist durch
das alte Castell gekrönt, dessen Ruf der Uneinnehmbarkeit sich durch viele
Epochen der Geschichte bewährt hat. Nach der Capitulation desselben im
Jahre 1086 siedelte Graf Roger in der. unmittelbaren Nachbarschaft des
Castells Lombarden an,. wovon der bis heute erhaltene Name Lombardia
stammt. Der ganze Berg, wie jener von Caltascibetta, ist auf allen Seiten,
am stärksten jedoch am Ostabhang, von. unzähligen Einschnitten durch-
‚öchert, welche sich mitten durch die Häuser hindurch bis auf jenes Pla-
;eau verfolgen‘ lassen. Sie machen durchaus den Eindruck von Gräbern,
besitzen einen viereckigen oder gekrümmten Querschnitt und sehr kleine
Dimensionen, Man trifft sie theils einzeln, theils in kleine Gruppen vereint,
wobei dann die einzelnen, meistens sehr niedrigen Kammern durch kleine
Prähist, Studien aus Sieilien,