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Volltext: Curare, 38.2015

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ANTJE KRUEGER 
„Mit ‚verrückt‘ geht kein Kontakt!?“ Angst, Methode und die Bearbeitung 
emotionaler Befremdungen in Feldforschungen 
AÄNTIE KRUEGER 
Zusammenfassung Der Artikel fokussiert auf Ängste und Irritationen, die die Konfrontation mit psychisch-kran- 
ken Interviewpartnern und Interviewpartnerinnen innerhalb der Feldforschung auslösen können. Die Bewusst- 
machung und Reflexion dieser subjektiven Einbindungen kann methodisch genutzt und damit fruchtbar für die 
Forschungsbeziehung und den Forschungsprozess gemacht werden. 
Schlagwörter Feldforschung — Ängste in der Feldforschung — Ethnopsychoanalyse — Asyl — Behandlung von 
ösychisch belasteten Asylsuchenden — George Devereux 
“Is there no contact with madmen!?” Anxiety, Method, and how to Work with 
Emotional Irritations during Field Research 
Abstract The article focuses on fear, anxiety and irritations in fieldwork with mentally ill asylum seekers. The 
zonsciousness and the reflection on the subjective involvement can be used methodologically for research relations 
and the research process. 
Keywords fieldwork — anxiety in field research — ethnopsychoanalysis — asylum — treatment of mentally ill asy- 
|um seekers — George Devereux 
Resume siehe S. 166 
„Mit ‚verrückt‘ geht kein Kontakt!?“ 
ÖRNST VON KaArDorfF konstatiert in seinem Auf- 
satz „Kein Ende der Ausgrenzung Ver-rückter in 
Sicht?“, dass es trotz aller medialer Aufklärung 
massive Vorurteile gegenüber psychisch kranken 
Menschen gibt: „Verrückte sind aufgrund eines ih- 
nen selbst und ihren Mitmenschen fremd geworde- 
nen, ängstigenden oder irritierenden Erlebens, Den- 
kens und Handelns zugleich aus ihrer eigenen Mitte 
und der ihres Umfeldes verrückt. Mit oft nur schwer 
versteh- und einfühlbarer Kommunikation, wider- 
sprüchlichem und unvernünftig erscheinendem 
Handeln sowie unangemessenen Reaktionen und 
Beeinträchtigungen ihrer Leistungsfähigkeit fallen 
sie aus den Erwartungshorizonten alltäglichen Han- 
delns wie der gesellschaftlichen Ordnung insgesamt 
heraus. In der Folge werden sie in ihrem Umfeld 
und am Arbeitsplatz stigmatisiert und ausgegrenzt 
|... 1“ (KARDORFF 2008: 295). 
Im Rahmen meiner Dissertationsforschung habe 
ich mich dem Betreuungsansatz des Ethnologisch 
Psychologischen Zentrums (EPZ) Zürich, einem 
'‚eilstationären Angebot für psychisch belastete 
Asylsuchende, gewidmet. Neben der Analyse der 
;heoretischen, alltagspraktischen, politischen und 
Zurare 38(2015)1+2: 66—72 
institutionellen Dimensionen des Betreuungskon- 
zeptes stand die subjektive Sicht der Bewohner 
ınd Bewohnerinnen auf die erfahrene Betreuung 
.m Zentrum der Erhebung. Einen besonderen Punkt 
stellten dabei die Bewältigungsstrategien von mi- 
grationsbedingten und aktuellen biografischen 
Übergängen dar (vgl. KRUEGER 2013). Während der 
Konzeption und im Prozess der Forschung wurde 
ich auf vielfältige Weise mit Stigmatisierung und 
Ausgrenzung der ehemaligen Bewohner und Be- 
wohnerinnen des EPZ konfrontiert. Bereits im Vor- 
{eld wurden in meinem wissenschaftlichen Umfeld 
ımmer wieder Zweifel geäußert, ob Interviewge- 
spräche mit Menschen, die, wenn auch unterschied- 
lich stark, psychisch belastet sind, valide Ergebnisse 
hervorbringen könnten. Es herrschte hier und da die 
Auffassung, dass sich das „Ver-rückte“ auch in den 
Gesprächen äußern würde und die Interviews un- 
;er Umständen zwar den fragmentierten seelischen 
Zustand der InterviewpartnerInnen dokumentieren, 
aber kaum auswertbare Aussagen über die erfahre- 
ne Betreuung hervorbringen könnten. Im Extrem- 
‚all wurde sogar gemutmaßt, die Antworten könn- 
(en gar nicht erst ernst genommen werden, wenn 
sie von Betroffenen mit nachweislichen psychiatri- 
VWB - Verlag für Wissenschaft und Bildung
	        
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