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Volltext: Curare, 38.2015

Metakulturelle Psychoanalyse — Georges Devereux’ Modell der Komplementarität 
Metakulturelle Psychoanalyse — Georges Devereux’ Modell der 
Komplementarität und ein zweiter Blick auf die Psychiatrie 
von Fann in Dakar 
DAnıeLLE Bazzı 
A/ 
Zusammenfassung Der metakulturelle Ansatz von Devereux erweist sich als hoch aktuelles Instrument für un- 
;ere heutigen Herausforderungen, in einer globalisierten Welt sowohl Differenz wie auch Universalität der Men- 
schen in ihren Kulturen zu verstehen. Es wird kurz auf Devereux’ Konzepte der Komplementarität und der Be- 
;bachtungsituation eingegangen, dann folgt eine Beschreibung von zwei therapeutischen Werkzeugen, penc und 
1ccompagnement, die in der offenen Psychiatrie in Senegal, einem westafrikanischen Land, entwickelt wurden. 
Innerhalb einer Situation der teilnehmenden Beobachtung wurde das hergebrachte Wissen in Frage gestellt. Mit 
der komplementären Herangehensweise kann gezeigt werden, dass in einer Kultur, welche auf der manifesten 
Ebene die Identifikation mit der Gruppenzugehörigkeit privilegiert, auf der latenten Ebene ein Streben nach Sub- 
jektivierung des Einzelnen besteht. 
Schlagwörter Metakulturelle Psychoanalyse — Ethnopsychoanalyse — Epistemologie — teilnehmende Beobach- 
wung — Komplementarität — Psychiatrie in Fann Dakar — Henri Collomb — psychische Einheit der Menschen 
Georges Devereux 
The Meta-cultural Psychoanalysis—George Devereux’ Method of Complementarity 
and a Second Look at the Psychiatry of Fann in Dakar 
Abstract The meta-cultural approach of Devereux proves to be a highly actual instrument for present day chal- 
enges to understand difference as well as uhiversality of people in their cultures within a globalized world. There 
will be a short discussion of the conceptualization of complementarity and the situation of observation, followed 
by a description of penc and accompaniment: two therapeutic tools that have been developed in the open psychiatry 
in West-African Senegal. Within a setting of participant observation, knowledge previously taken for granted was 
ut into question. The complementarity approach allows showing that in a culture which, on the manifest level, 
arivileges the identification with group membership, there exists on the latent level a striving for subjectification 
Keywords meta-cultural psychoanalysis — ethnopsychoanalysis — epistemology — participant observation — prin- 
ziple of complementarity — psvchiatry in Fann Dakar — Henri Collomb — psychic unity of mankind — Georges 
DevereuxX 
Resume siehe S. 168 
Einleitung 
Aus Georges Devereux’ Annahme der Einheit der 
Menschen, der Universalität der menschlichen Psy- 
che, folgt die Annahme der „Kultur an sich“. De- 
vereux gibt ab Ende der 1960er Jahre den Begriff 
‚transkulturell“ zugunsten des Begriffs „metakul- 
urell“ auf, vordergründig um Missverständnisse zu 
vermeiden und um der Banalisierung der Ethnopsy- 
choanalyse als Erkenntniswissenschaft und Metho- 
de Einhalt zu gebieten. Es scheint mir, dass diese 
Umbenennung noch mehr bedeutet. Freud wählt 
das Präfix „meta-“, um „die von ihm begründete 
Psychologie in ihrer ausschliesslich theoretischen 
Dimension“ zu bezeichnen „er definiert die Meta- 
3sychologie als wissenschaftlichen Versuch, die 
‚metaphysischen’ Konstruktionen zu berichtigen, 
die wie der Aberglaube oder bestimmte Formen 
der Paranoia in äußere Mächte projizieren, was in 
Wirklichkeit zum Unbewussten gehört“ (LAPLANCHE 
%& PonTALıs 1972: 307/308). Wir kennen die Ab- 
aeigung, die Devereux der Metaphysik gegenüber 
hegt, und von daher können wir annehmen, dass 
hm Freuds Auffassung der „Metapsychologie“ na- 
1esteht. „Als Freud die psychoanalytische Metapsy- 
;hologie ‚unsere Mythologie‘ nannte, [...] wollte er 
“rare 38(2015)1+2: 147-158
	        
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