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Prof . Dr . A . Oppel : Der Obere See in Nordamerika .
denn die erste Ausnutzxmg dieser Gebiete bestand in dem Abbauen und Zersägen der Waldbäume . Große Brände entstanden teils durch Zufall oder Unachtsamkeit , teils wurden sie mit Absicht angelegt , um die Abholzung zu erleichtern und die Wegsamkeit zu erhöhen . Ausgedehnte zusammenhängende Bestände findet man daher kaum noch , sondern meist nur vereinzelte Parzellen und Haine an schwer zugänglichen Stellen oder aus wenig gesuchten Holzarten bestehend . Wo aber noch brauchbare wälder vorhanden sind , werden sie im Laufe der nächsten Jahre demselben Schicksal anheimfallen wie die jetzt abgeholzten und durch Feuer verwüsteten Landstriche . Typisch sind die Verhältnisse , wie ich sie in der Mesabi Range kennen gelernt habe und an der Hand einheimischer Quellen im folgenden etwas näher schildern werde .
Wo Feuer und Axt noch nicht eingedrungen sind , wie im Osten der Mesabi Range , stehen dichte Wälder gemischten Wuchses . Im allgemeinen überwiegt das Hartholz , namentlich die Birke . Aber mitunter treten auch ansehnliche Bestände von Weißkiefern ( Pinus strobus ) und Rotkiefern ( Norway Pine , Pinus resinosa ) auf . Mit der Birke zugleich erscheinen hier und da Pappeln und weiche Ahorne . JackPine ( Pinus divaricata ) , Schwarzkiefer ( Pinus banksiana ) , Fichte ( Rottanne ) , Balsamtanne , kanische Lärche ( Tamarack oder Hackmatack ) und zeder ( Arborvitae ) kommen in wechselnden Mengen vor . Das Unterholz besteht aus kleineren Exemplaren von Birke , Pappel , Weichahorn , Bergesche , Balsamtanne , Schwarzesche , Weide , Erle , Haselnußstaude , Wildkirsche ( Prunus borealis ) , Jackpine , Fichte , Schirling , buschiger Preißelbeere , Viburnum , Spierlingsvogelbeere ( Amelanchier canadensis ) und einigen anderen Arten . Wo die Nadelhölzer vorherrschen , ist immer eine sehr starke eiszeitliche Diluvialschicht vorhanden . Unterholz , spärlich vertreten , besteht dann vornehmlich aus kirsche , Balsamtanne , Fichte und Schirling . Diese stände sind aber bereits sehr gelichtet und werden in der nächsten Zukunft vollständig verschwinden . Denn die Weiß - und Rotkiefer , die Hauptvertreter solcher Wälder , sind die gesuchtesten Holzarten .
Ausgedehnte Striche sind in den letzten zehn bis zwanzig Jahren mehrfach durch Feuer heim gesucht worden . In manchen Fällen hat dieses nicht nur das Holz , sondern auch den Waldhumus zerstört . dessen ist der Boden an der Oberfläche , mitunter sogar die darunter liegende Schicht ( amerikanisch : subsoil ) durch Wasser weggeschwemmt , und die kahlen massen und nackten Gesteinsbrocken treten unverhüllt zutage . Wo der Subsoil aber erhalten blieb , hat er sich im Laufe der Jahre so weit umgebildet , daß er ein wisses Maß von Pflanzenwuchs aiifnehmen konnte . Dann sind namentlich die Hügel mit Gras , Unkraut , kümmerten Pappeln , Birken und Jackpines bedeckt . Anderwärts hat sich das Feuer vor so langer Zeit eignet , daß sich unterdes der Boden wieder erholen konnte . Ihn überzieht nun ein dichtes Wachstum von Pappeln , Birken und Jackpines in ansehnlicher Größe . An deren Stellen herrscht nur die eine oder die andere dieser Baumarten vor .
Auf den abgebrannten Flächen nimmt das aufkommen des Pflanzenwuchses in der Regel den folgenden Verlauf . Im nächsten Jahre , nachdem das
Feuer durch den Wald gegangen ist , sprießt zunächst Kannenkraut oder gemeiner Tannennadel ( fireweed , ma - restail , bottle brush ) auf . Diesem folgen nach einiger Zeit Pappeln , Kirschen , Birken und Jackpines , seltener Weiß - und Rotkiefern . Aber diese Gewächse sind schwächlich und unterliegen bald den stärkeren Winden . Sie werden , da sie nicht fest wurzeln , umgeweht und fallen zwischen die sehr dichte Untervegetation . Solche Gebiete sind dann sehr schwer zugänglich . Werden sie nochmals oder mehrmals vom Feuer heimgesucht , so kann man fast gar nicht mehr durchkommen , es sei denn , daß das Feuer kurz vorher auf ge treten ist oder reine Wirtschaft gemacht hat , indem es sowohl die stehenden wie die umgefallenen Gewächse zerstörte . Infolgedessen bieten manche Gebiete am Oberen See ebenso schwere Hindernisse für den Verkehr dar wie die dichtesten Tropenwälder . Verhältnismäßig am leichtesten ist das Reisen durch hochstämmige Bestände von Weiß - und Rotkiefern , denn es gibt unter ihnen nur wenig Unterholz , wie das auch bei unseren Kiefernbeständen der Fall ist .
Die Niederungen zwischen den Hügeln und die tafelförmigen Flächen sind nicht selten und auf große Ausdehnung versumpft ; sie tragen dann eine dichte Decke aus Moosen und ähnlichen Gewächsen , aus denen hier und da schwächliche Exemplare von Tamarack und Zeder emporragen . Solche moorige Distrikte werden wohl auch als Muskegs ( indianisches Wort ) bezeichnet . In vielen Fällen scheinen sie dadurch entstanden zu sein , daß größere Wasserflächen teilweise abgeflossen und getrocknet sind , und in manchen von ihnen ist nach der Mitte zu noch gegenwärtig ein ansehnlicher Teich übrig geblieben . In der Umgebung dieses Wasserspiegels wuchert nun eine dichte Vegetation , bestehend aus Sphagnum , Moosen , Moosbeerbüschen und anderen liebenden Pflanzen . Gelegentlich kommen auch Sumpf - sträucher bis zu 3 m Höhe vor . Da , wo ein Muskeg an einen wirklichen See stößt , wird er bisweilen bei Hochwasser überschwemmt . Andererseits , wo Muskegs in unmittelbarer Nähe von Wäldern lagen , ist zuweilen das Feuer mit so furchtbarer Gewalt aufgetreten , daß sogar die Sumpfvegetation zerstört und an deren Stelle wuchs getreten ist . Wann sich diese gewaltigen Brände ereignet haben , dafür gibt es keinen sicheren Nachweis . In der Gegend des Gunflint Lake scheint es in den 1860er Jahren geschehen zu sein . Anderwärts ist der wuchs nicht älter als 20 Jahre .
Die Seen und Flüsse des Ufergebietes wie der Obere See selbst sind außerordentlich reich an Fischen . Am häufigsten kommen der amerikanische Hecht oder Pickerei ( Esox lucius ) , der Hecht oder Pike ( Stizostedion vitreum ) , der Seebarsch ( Labrax lupus ) , die Seeforelle ( Salvelinus Namayacush ) und der Weißfisch ( Coregonus clupeiformis ) vor . Der Pickerei fehlt nirgends , er ist aber am ringsten geschätzt ; gefangen wirft man ihn entweder weg oder tötet ihn , weil er den anderen und besseren Fischarten zu sehr nachstellt . Pike findet sich in den meisten Seen , Seebarsch nur in wenigen , aber dann in ungeheurer Menge . Die Seeforelle belebt vorzugsweise tiefes und klares Wasser . Der Weißfisch ist besonders dem Oberen See selbst eigen und wird darin in großen Mengen gefangen . ( Fortsetzung folgt . )