Der Kraudn Sepp und seine Lieder
Kolneder , Walter: Alpenländisches Chorbuch. Wien 1940.
Koturner, Adam — Drudmaier, Zeno®}: 100 Almlieder für’s Landvolk. Wien.
Pommer, Helmut: Lieder des deutschen Alpenvolkes. Leipzig o. J.
Pommer, Josef: 444 Jodier und Juchzer aus der Steiermark und dem östmärkischen Alpen-
gebiet. Wien 0. J.
Schmidt, Otto: Es läßt uns singen. Graz 1940.
Es besteht natürlich die Schwierigkeit festzustellen, inwieweit diese Bü-
cher genutzt wurden, welche Lieder und Musikstücke daraus ausgewählt
und tatsächlich gesungen wurden. Trotz Tonbandaufnahmen von Privatleu-
ten und vom Bayerischen Rundfunk, trotz der Aufzeichnungen und Über-
tragungen in handgeschriebene Liederhefte und Notizen, die zu einzelnen
Liedern in den Büchern von ANnA Bauer gemacht wurden, läßt sich dies nur
zu einem äußerst geringen Teil nachvollziehen. Joser BAUER hatte nur durch
seine Frau Zugang zu den Liederbüchern, da er selbst keine Noten lesen
konnte. Das erklärt auch, daß er nach dem Tod seiner Frau sämtliche Lie-
derbücher aus ihrem Besitz verschenkte. Was er singen und spielen wollte,
hatte er im Kopf. Daher ist es auch unmöglich zu sagen, ob er nicht noch an-
dere Lieder- und Notensammlungen zur Verfügung hatte. Kızm hatte nicht
nur Bücher an Sepp und Anna Bauer verschenkt, sondern auch von ihm
handgeschriebene Lieder, Jodler und Instrumentalstücke für Zither. Aus ei-
nem Brief vom 30. 5. 1941 geht hervor, daß Anna Bauer den Baßschlüssel
nicht kannte, welchen Kiem ihr genau erklärte. Er gab Hinweise zum Ge
brauch der Noten:
„Beachte immer die Vorzeichen!!!! Nicht alle Lieder auf einmal, sondern eins nach dem an-
dern hernehmen!! Der Schweinsbeuschl-Jodler ist sehr schön!! Wunderbar wirken die Ak-
korde, aber rein müssen sie gesungen werden!! Immer am Anfang die drei Achtel gut aushalten;
langsam; am Schluß singt man den Text: ja weil i di, lustig rasch!!«**.
Bis zum nächsten Besuch Kızms wurden die Stücke gelernt und dann vor-
gespielt. Wenn etwas gespielt oder gesungen wurde, was nicht Kiems Auffas-
sung vom »echten Volkslied« entsprach, tat er deutlich seine Meinung kund.
„Nacha hot er uns aa vui Landler weggsperrt, des is nix für ins, des is nix für
ins. Ja, kommandiert hot er uns scho«®,
In der Veranstaltung eines Preissingens sah Kızm die Möglichkeit, an wei-
teres, bisher noch nicht aufgenommenes Liedmaterial zu gelangen®®. In Zu-
sammenarbeit mit Kurr Huser konnte diese jahrelang gehegte Idee am
29./30. März 1930 im Gasthof Überfahrt in Egern am Tegernsee durchge-
führt werden. Durch die Rundfunkübertragung der Schlußveranstaltung in
3 Die Namen sind Anagramme zu »KOnNrRAD MAUTNER« und »RAIMUND ZODER«.
54 Kopie des Originalbriefes im Anhang meiner Magisterarbeit.
55 In: Sendung des Bayerischen Rundfunks: »A weni kurz, a weni lang« von WASTL FANDERL,
am 10. 11. 1962.
66 Vo]. Eısı, 1980, S. 21.