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Volltext: Jahrbuch für Volkskunde, 15.1992 N.F.

Labarum 
„39 
Nummer 10 folgt dann die eigentliche »Figur«, die gespielte Ölbergsszene als Gefan- 
gennahme Jesu. Genauso waren die folgenden Prozessionsabschnitte organisiert. 
Dort tauchen an je gleicher Stelle »3. Daß Labarum der Gaislung«, »3. Daß Labarum 
der Cröhnung«, »3. Daß Labarum der ausführung Christi under dem Creutz«; später 
vor den Männern »daß Labarum Ecce Homo« und »ebenmesig tragt man den an- 
dechtigen Frawen ein Labarum vor mit 2 laternen«. 
Eigentümlicherweise verzeichnet die ebenso detaillierte Auflistung der Fronleich- 
namsprozession von 1637 keine Labara, sondern zu Beginn die »pfarrfahnen« vor 
den Zünften und der Schuljugend, dann zu Beginn der »figuren« die »große brueder- 
schafftfahnen« und am Ende die »claine Bruederschafftfahnen«. Auf Karfreitag wa- 
ren laut Abrechnung »mit tragung der labrum« dreizehn Personen beschäftigt, also je 
zwei Mann pro Stück, wohl abwechselnd. 
Für die Karfreitagsprozession von Schladming im oberen Ennstal ist für das Jahr 
1671 eine ähnliche Ordnung erhalten, die als Positionen 15, 21 und 27 aufführt: »das 
Erste labrum der Ölperg, Nöbenher 2 mit Fackhin«; »das annder Labrum die Fa- 
chung« [Gefangennahme]; »Das drite Labrum mit der Gaislung ...«!7. Im Jahre 1698 
trat bei der Jubiläumsprozession des Zisterzienserklosters Raitenhaslach auch die Ar- 
men-Seelen-Bruderschaft von Haslach in szenischer Formation auf, in ihrer Mitte 
das »Labarum«, hier also die Bruderschaftsfahne wohl mit einer Darstellung der Ar- 
men Seelen!®, Für 1728 kennen wir eine allgemein gehaltene Prozessionsbeschrei- 
bung vom Wallfahrtsort Maria Steinbach im Allgäu, wo es heißt, sie zog »mit viel 
schönen Creutz, Fahnen, Bruderschaftsstäben, geschnitzeleten Bildern, Laboris« 
usw.!*, Von der Wieskirche bei Steingaden besitzen wir aus dem Jahre 1749 mit dem 
Übertragungsgemälde des Gnadenbildes auch eine detaillierte bildliche Darstellung, 
wobei zugleich in der Beschriftung zwischen einfachen Labara für die mitgeführten 
Themenfahnen und einem großen Labarum unterschieden wird, das drei Mann tra- 
gen müssen: »11. Labarum vorstellent eine buessent seel«, 13. eine weitere Seele, 14. 
eine liebende Seele, 17. das »grosse Labarum« mit einer Fons-Vitae-Darstellung des 
gegeißelten Heilandes?°. 
Ebenso besitzen wir für die berühmte Landshuter Fronleichnamsprozession einen 
Kupferstich aus der Zeit um 1750, der u.a. einzelne Fahnen erkennen läßt. Eine alle- 
gorische Auslegung der Prozession von 1756 sagt dazu ganz allgemein: »Die vielfäl- 
tige kostbare Fahnen, Standart und Labara aber sollen uns zu Gemüth führen die 
nunmehro in die herrlichste Glorie verkehrte Schmach des Creutzes Christi ...«21 
17 STIPPERGER, RoswiTHA: Eine Karfreitagsprozession in Schladming aus dem Jahre 1671. In: 
Österr. Z. f. Vk. NS 33 (1979), S. 95-102. 
18 Krause, EDcar: Die Verehrung römischer Katakombenheiliger in Altbayern im Zeitalter 
des Barock. In: Bayer. Jb. f. Vk. 1966/67, S. 37-47, hier S. 42a. 
1” BECK, GERTRUD: Die Wallfahrt Maria Steinbach und ihre Bedeutung für Oberschwaben. In: 
Ulm und Oberschwaben 40/41 (1973), S. 222-249, hier S. 227. 
2% FINKENSTAEDT, HELENE U. THOMAS: Die Wieswallfahrt. Regensburg 1981, Farbabb. S. 102. 
Textdokumentation Kat. 004 Dies.: Der Wies-Heiland (= Veröff, z. Vk. u. Kulturgesch. 9. 
München u. Würzburg 1981, S. 17f. 
4 FINKENSTAEDT, HELENE U. THOMAS: Stangelsitzerheilige und Große Kerzen. Stäbe, Kerzen 
und Stangen der Bruderschaften und Zünfte in Bayern. Weißenhorn 1968, S. 84-87.
	        
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