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Volltext: Jahrbuch für Volkskunde, 15.1992 N.F.

Johannes Willers 
n. Chr. mit dem Plattenharnisch und in Ostasien (Japan) mit dem bis zur Mehj-Re- 
form 1864 getragenen Lamellenpanzer. 
Der Schutz größerer, wenig oder ungepanzerter und teilweise unbewaffneter 
Menschenmassen wurde durch die Umzäunung von Hausansammlungen, durch höl- 
zerne Palisaden oder Steinmauern erreicht, woraus sich dann an strategisch beson- 
ders wichtigen Punkten, die nur militärisch-kriegerischen Zwecken dienten, Burgen 
und Festungen entwickelten. Sie hatten allerdings den Nachteil, daß sie unbeweglich 
waren. Dadurch konnten sie von einem Angreifer relativ gut ausgespäht, einge- 
schätzt und erobert oder mattgesetzt werden‘. 
Als Kontrapunkt dazu war man bestrebt, bestimmte hochqualifizierte Kämpfer in 
der Bewegung zu schützen. Erste Beispiele sind Belagerungsgeräte, wie die fahrbaren 
Kampftürme aus der Zeit des assyrischen Königs Assurnasirpal etwa 870 v. Chr.*. 
Einzelne Kämpfer konnten aber auch auf Wagen, die durch ihre Geschwindigkeit ei- 
nen gewissen Schutz gegen Angriffe mit Pfeilen, Speeren oder Schleudersteinen bo- 
ten, gefahren werden, wie Abbildungen aus Ur in Chaldäa aus der Zeit etwa 2600 
v. Chr. zeigen. In der Folge benutzten Ägypter, Griechen, Römer, Kelten und andere 
Völker den schnellen Wagen zum Transport einzelner Krieger an die Kampflinie. 
Dies war praktikabel, da nur zwei Menschen als Fahrer und Gefahrener zu bewegen 
waren. Das Gewicht mehrerer Kämpfer bedingte bei den damaligen Möglichkeiten 
des Fahrzeug- und Radbaus und dem Fehlen von geebneten Fahrunterlagen derar- 
ige Schwierigkeiten, daß bis ins späte Mittelalter hinein nichts über solche Massen- 
ıransportversuche berichtet wird. 
Am Ende des Mittelalters tritt nun eine Gattung von Literatur auf, die erstaunlich 
umfangreich ist und meist unter der modernen Bezeichnung »Kriegsbuch« in den Bi- 
oliotheken geführt wird. Sie enthält ein Konglomerat aus allgemein technischen und 
militärischen Themen, das bis hin zu chemischen und astrologischen Dingen reicht®. 
Es handelt sich wohl meist um Manuskripte von oder für Büchsenmeister, also Artil- 
leristen, die jene nach Aufkommen der Pulverwaffe im 14. Jahrhundert hochmo- 
derne »Kunst« beherrschten. Diese umfaßte damals den Guß der Geschütze, die 
Herstellung des Pulvers, der Kugeln, der Lafetten bzw. Bettungen, den Transport 
dieser Dinge inklusive Brückenbau, ballistisch-mathematische, sowie architekto- 
nisch-statische Probleme im Zusammenhang mit dem Zerschießen von Mauerwerk. 
jene wissenschaftlich noch immer nicht genauer analysierte Manuskriptgruppe ba- 
siert teilweise auf erheblich älteren Aufzeichnungen aus der Zeit vor dem Aufkom- 
men der Pulverwaffe. Einen weiten Bereich nehmen in diesen Handschriften die ver- 
schiedenen Kriegsfahrzeuge ein. Das reicht von archaisch und teilweise höchst phan- 
tastisch anmutenden Belagerungsgeräten und -fahrzeugen bis zu Geschützlafetten 
und Pontonfahrzeugen der damals modernsten Typen. 
214 
‘ Moderne Beispiele: Maginotlinie, Atlantikwall, Dien Bien Phu. 
> HALLE/DEMAND (wie Anm. 1), S. 10f. 
5 Vgl. Grar WAaLDsurG-WoLFeGG, JoHAnnes: Das mittelalterliche 
vor einer Bilderhandschrift (= Bibl. des Germ. Nat. Museums 
Kunst- und Kulturgeschichte 8). München 1957 
Hausbuch — Betrachtungen 
Nürnberg zur Deutschen
	        
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