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Volltext: Jahrbuch für Volkskunde, 15.1992 N.F.

Die »Hölle« in der Waffentechnik 
Johannes Willers 
Die Vorstellung vom modernen Krieg ist unauflöslich mit dem Begriff des »Panzers« 
verbunden. Der motorbetriebene, wie ein Raubtier wendige, aber auch dröhnende, 
rässelnde, schießende, tötende »Panzer« ist das Symbol der Aggression schlechthin 
geworden, nicht zuletzt durch seine Eigenschaft zum sprichwörtlichen Niederwal- 
zen von Aufständen, wobei es der sowjetische »Panzerkommunismus« zu einer trau- 
rigen Berühmtheit gebracht hat. 
Erstmals auf einem modernen Schlachtfeld wurde die Kampfwaffe »Panzer«, in 
anderen Sprachen »Tank« genannt, am 15. September 1916 von den Alliierten gegen 
die Truppen des deutschen Kaiserreichs eingesetzt!. Andere Staaten folgten im Pan- 
zerbau und -einsatz, darunter solche, die selbst kaum in der Lage waren oder sind, 
ihre eigenen Bürger ausreichend zu ernähren. Bereits vor jenem Datum aber sind in 
der Geschichte immer wieder Fahrzeuge aufgetaucht, in denen Kämpfer feindlicher 
Waffeneinwirkung entzogen werden sollten. Man muß weit in der Geschichte zu- 
rückgehen, um die Anfänge dieser Entwicklung zu finden; genaugenommen in die 
große Zeit des alten Mesopotamien, des alten Ägypten, in die Zeit der Griechen und 
Römer, denn bereits jene Kulturen kannten die drei Möglichkeiten der Panzerung ei- 
nes Menschen auf dem Marsch (Schild, Helm, Körperpanzerung), in der schnellen 
Bewegung (tiergezogener Wagen, der durch seine Geschwindigkeit den Kämpfer 
feindlichen Speeren, Pfeilen oder Schleudersteinen entzog) und an einem bestimm- 
ten Ort (geschützte Siedlung, Burg)?. 
Die Panzerung des einzelnen Kriegers durch Leder-, Knochen-, Holz- und Horn- 
panzer ist offenbar sehr alt, wegen der verwendeten organischen Materialien aber 
archäologisch als Realie nicht nachweisbar?. Literarische Belege (Achilles, Siegfried) 
für Panzerungen aus Hornblättchen mit Lederberiemung dürften allerdings in diese 
Richtung weisen. Das reiche Material der Völkerkunde von den nördlichen bis weit 
in die südliche Hemisphäre unseres Erdballs zeigt zudem, daß wir hier einen kultur- 
historischen Bereich ansprechen, der weit vor die Zeit der indogermanischen Völker- 
wanderung zurückreicht. Als Ausgangspunkt der Entwicklung ist ein derzeit nicht 
näher einzugrenzender Raum in Zentralasien anzusehen, von dem aus die Idee der 
Körperpanzerung nach Nord- und Südostasien, auf den indischen Subkontinent und 
nach Westen ins Mittelmeergebiet und südlich davon bis nach Afrika ausstrahlte. 
Ihren Höhepunkt erreichte die Körperpanzerung in Eurova zwischen 1450 und 1600 
‘ HALLE, ARMIN, UND DEMAND, Carı0: Panzer. Illustrierte Geschichte der Kampfwagen. Her- 
sching 1975, S. 49. 
? Ebd., S. 9ff. 
' Offenbar liegt hier der historische Kern der Siegfriedsage. Dabei muß es sich um einen 
»hörnernen« Anführer gehandelt haben, der eine Lamellenrüstung aus Hornplättchen besaß. 
Diese bieten ausreichend Schutz gegen Schwerthiebe, nicht aber gegen Lanzenstiche. Bei allen 
Panzerungen ist zudem der Hals-/Schulterbereich wegen der vielen beweglichen Teile stets 
ein Schwachpunkt gewesen
	        
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