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Volltext: Jahrbuch für Volkskunde, 15.1992 N.F.

Regional-Stereotypik und Emblemcharakter bei Sachgütern 
wurden dem einen Haus und die dreidimensionalen Stücke dem anderen 
Haus zugewiesen. Es entstanden auf diese Weise das Staatsarchiv und die 
Universitätsbibliothek, das Naturhistorische Museum, das Völkerkundemu- 
seum, das Kunstmuseum und das Historische Museum. Die Museums- 
Sammlungen gehören bis heute zum Universitätsgut. 
Seit etwa 1870 wurde in der Schweiz auch auf Bundesebene ein zentrales 
museales Bildungsinstitut in Form eines Nationalmuseums angestrebt. Ge- 
rade dieses Ansinnen hat dazu geführt, daß jeder Kanton zwischen 1870 und 
1900 aus föderalistischen Erwägungen sein eigenes historisches Museum 
gründete, um die historischen Altertümer nicht dem Nationalmuseum ablie- 
fern zu müssen. Diese Entwicklung hat dann allerdings nicht verhindert, daß 
in Zürich ein Schweizerisches Landesmuseum, also ein Musee national 
suisse, ein Museo nazionale svizzero, entstand. Dessen Eröffnung fand 1898 
statt. Zum Ereignis wurde die Eröffnung wegen des größten je in der 
Schweiz durchgeführten kulturhistorischen Festumzuges. Der Umzug trug 
den Titel: »Die schweizerischen Volkstrachten in Bildern aus dem Volks- 
leben«. 
Zwischen dem nationalen Ausstellungsgut und dem Festzugsthema sah 
man keinen Widerspruch. Am raschesten wurde das Umzugsthema sicher 
von den kunsthistorisch ausgebildeten Museumsleuten des Landesmuseums 
vergessen oder verdrängt. Das aus der Bibliothek des Landesmuseums aus- 
geschiedene Exemplar des gedruckten Eröffnungs-Umzuges von 1898, 
konnte ich 1968 im Antiquariat für das Volkskundemuseum kaufen. 
1970 haben wir eine Ausstellung zum Umzugswesen des 19. Jahrhunderts 
durchgeführt. Dem Sammelkonzept entsprechend wurden Bildzeugnisse 
von Festumzügen aus verschiedenen Ländern vorgezeigt. Ein Resultat der 
Ausstellung war die Einsicht, daß das Veranstalten von Festumzügen an re- 
lativ wenige Orte und Regionen gebunden war, daß es im 19. Jahrhundert 
diese Festzugs-Tradition also keineswegs überall in Europa gab. Ich er- 
wähne diese Feststellung deshalb so deutlich, weil ich im Aufzeigen derarti- 
ger Tatsachen eine wichtige Aufgabe eines Museums für europäische Volks- 
kunde sehe. Es geht um den Regionen oder Länder übergreifenden Ver- 
gleich, um das Aufzeigen von Diskontinuitäten im sogenannten brauchtüm- 
lichen Verhalten und um den Versuch, Gründe für diese zu nennen. 
Um das zu verdeutlichen, bitte ich Sie zu einem Gedankenspiel: Nehmen 
Sie eine geographische Karte von Europa und den angrenzenden Gebieten. 
Lassen Sie von zuständigen und befugten Leuten alles eintragen, was mit 
„Volkskunst« zu tun hat. Sie werden feststellen, daß keineswegs alle Gebiete 
zwischen Sizilien und dem Nordkap, zwischen Portugal und dem Ural aus- 
gefüllt werden. Die Karte weist nicht nur Gebiete mit unterschiedlichen An- 
gaben zur Sachkultur auf, sondern zeigt einerseits bemerkenswerte, aber 
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