Literarische Besprechungen. 98
Wirtschaftsprobleme behandelt Alfred Knabenhans in einem Aufsatze über
Arbeitsteilung und Kommunismus im australischen Nah-
rungserwerb. Was Eduard Hahn für die Stufe des Hackbaus hervorge-
hoben hat, daß der Mann der Jagd obliegt, die Beschaffung pflanzlicher Nahrung
aber im wesentlichen der Frau zukommt, das gilt in noch viel ausschließlicherer
Weise für Sammelstämme nach Art der Australier, Buschmänner, Feuerländer,
Wedda usw. Diese Jägersammler repräsentieren gleichzeitig die primitivste Wirt-
schaftsstute, die wir bei den Naturvolkern noch nachzuweisen vermögen. Es ist nun
die F rage, ob man über diese hinaus einen wirtschaftlichen Urzustand theoretisch
erschließen kann. Einige haben an einen Urkommunismus, eine gemeinsame
Produktion und Konsumtion aller Güter durch eine als geschlossene Wirtschafts-
Einheit angenommene Großfamilie gedacht. Bücher in seinem bekannten Buche
Die Entstehung der Volkswirtschaft“ nimmt umgekehrt an, daß die ausgesprochenste
Eigenschaft des primitiven Menschen ein absoluter Egoismus, ein völliger Mangel
an Fürsorgetätigkeit gewesen sei, was auch eine Te in individuelle Nah-
"ungssuche bedinge. Von der Überzeugung durchdrungen, daf der Entscheidung
In solchen Fragen eine möglichst solide und gewissenhafte Tatsachenforschung vor-
angehen muß, legt der Verfasser in dem gegenwärtigen Aufsatze eine derartige Einzel-
Untersuchung vor, die sich vor allem mit der Frage dergeschlecht lichen
Árbeitsteilu ng bei den Australiern befassen soll, und zwar unter
Ar hränkung auf die Ernährungstätigkeit oder Urproduktion, wobei es sich um die
: aile der beiden Geschlechter einerseits an den Funktionen des Nahrungs-
NUN e rb es, andererseits denen des Verbraue hs der getrennt erworbenen Nah-
ve Estes handeln würde. Nach sorgfültiger Durchführung der genannten Unter-
er ung kommt der Verfasser zu dem Schlusse, daß die uns heute bei den Austra-
en in symbiotischer Vereinigung entgegentretenden Ernährungsformen des Sam-
ns und der Jagd entwicklungsgeschichtlich nicht von dem selben Alter sein
Önnen. Das Sammeln, das in der Hauptsache mit natürlichen Anlagen aus-
Ommte, reiche ohne Zweifel bis in die Urzeit zurück. Die eigentliche Jagd des
Vues mit ihrer fortgeschrittenen Technik dagegen sei notwendiger Weise eine
RN Errungenschaft. Aber auch sie gehe letzten Endes auf eine Instinktform
GC ück von der die primitive Form des Nie derrennens nicht allzuweit ent-
Tnt sein dürfte.
iq Raum verbietet mir, den Inhalt der andern Beiträge in gleicher Weise zu
echt igen, Man wird an dem Wenigen, was ich anführen konnte, ersehen, welch
98 Gut hier zusammen getragen ist.
ein a dem III Kapitel, das von Nahrung und Wirtschaft handelt, findet sich noch
b NAA von Paul Hambruch ,die Kawa auf Ponape“, dem auch einige
„die a beigegeben sind. Robert S ieger hat eine Arbeit beigesteuert über
1900 y ation als Wirtschaftskôrper“, in der er, auch im Anschluß an einen im Jahre
ioc eróffenttiehen Aufsatz Hahns, den Begriffen Nation und Nationalitüt ernsthaft zu
a geht. Endlich enthält dieses Kapitel noch einen Aufsatz von Hagbart
Nen us, der sich mit der zunehmenden Konzentration der alten norwegischen |
INschaft in Städten beschäftigt.
in ROT IV. Kapitel behandelt landwirtschafiliche Themata. Wirfinden
obe ufsütze von Walther Vogel (Pflugbau-Skythen und Hackbau-Skythen),
Sehen rt Mielke (das Pfluggespann, Hugo Móte findt (der Wagen im nordi-
Kulturkreise zur vor- und frühgeschichtlichen Zeit).
Tm V. Kapitel kommen Relig ion und Mythos zur Behandlung. Paul
iru ie einen Artikel über den Seelenwagen; Hugo Gre Bman n über die
ische Bug er kuhköpfigen Göttin in Byblos; Johannes Bolte über die drama-
pe Mm zu Veurne, ein Rest alter Passionsspiele im heutigen Belgien.
às attisch Lace bringt volkskundliche Arbeiten : -— Fritz Boe hm ,
et: e chaukelfest; K arl Brunner, die volkstümlichen deutschen Schiffs-
ein Beitr, eo Frob enius, eine kabylische Volkserzihlung; Max Meye r hof,
Segen: m S ram Volksheilglauben der heutigen Agypter; Oskar Ebermann, Bienen-
i ard Bóhme, Volkskundliches bei Hebbel. Eduard Seler.
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