Literarische Besprechungen. 91
3. Daß Anhänger gewisser religiöser Zeremonien, die vermuthlich ursprünglich
sippenhaft zusammen gehörten, zu Geheimbünden sich zusammenschließen, in denen
offenbar eine Auszeichnung religiös-sozialer Art vorliegt.
) In der dritten, der mikro- und polynesischen Form der aristokratischen
Oligarchie haben die Sippen sich bereits über einander geschoben, und es ist an
vielen Orten schon zu einer Kastenbildung gekommen. Es haben hier auch, wie bei
den Melanesiern, Wanderungen von eine malaiische Sprache redenden Stämmen statt-
gefunden, aber es sind Menschen, die den Malaien nüher als den Papuanern stehen,
Während man von den Melanesiern eher das Umgekehrte sagen kann. Bei Mikrone-
Slern und Polynesiern ist der ganze Stamm einheitlich organisiert. Ihre Organisation
Wird dadurch charakterisiert, daB der Einheitsverband (d. h. die Sippe) nicht mehr
an demselben Orte zusammen wohnt. An die Stelle von Sippen sind Geschlechter
(d. h. GroBsippen) getreten, die im wesentlichen durch Verwandtschaft, sozialen Rang
und damit verbundenen Besitz zusammengehalten werden. Die angesehenste Sippe
Stellt den Ältesten als Häuptling. Stirbt dieser, so folgt der nächste jüngere Bruder.
ie Geschlechter haben zumeist ihren besonderen Ursprungsmythos und ihre legen-
darischen Ahnherren. Die Unterordnung ist in der Sage religiös begründet, die Ab-
hängigkeit wird aufrecht erhalten durch wirtschaftliche Mittel, Verleihung des Bodens
Zur Arbeit (Horigkeit) oder direkte Ausnützung der menschlichen Arbeitskraft
(Sklaverei).
Eduard Seler.
Festschrift Eduard Hahnzum LX. Geburtstag dar-
gebracht von Freunden und Sehülern. Mit 1 Titel-
bild, 1 Tafel, 1 Karte und 16 Textabbildungen. Stuttgart, Strecker
und Schroder 1917, XI und 368 S. 8°.
Si Ein stattlieher Band und reichen Inhalts! Nach einer warm empfundenen Zu-
Snung, die jeder verstehen wird, der Eduard Hahn irgend einmal náher gestan-
n hat, folgt das übliche Schriftenverzeichnis, das, chronologisch geordnet, acht
bständige Schriften und 73 Aufsätze aus Zeitschriften umfaßt. Darnach in sechs
apiteln geordnet die Beiträge von 22 namhaften Forschern,
P; In dem ersten Kapitel, das von den Haustieren handelt, erórtert Eugen
ischer die sekundüren Geschlechtsmerkmale und das Haustierproblem beim
sehen, Dieses Problem ist von dem Jubilar selbst aufgestellt worden, der in
M em Buche über die Haustiere seiner Überzeugung Ausdruck gegeben hatte, das
n die menschlichen Rassenmerkmale, wenigstens die Farben der Haut und deren
Song heit, Haustiereigenschaften sein möchten und nach denselben Gesetzen ent-
Rie en, wie die entsprechenden Merkmale unserer Haustiere. ; Eugen Fischer
d oe einer Abhandlung, die in der Zeitschrift fiir Morphologie und Anthropologie
und UT veröffentlicht ist, diese Vermutung Hahns anatomisch zu beweisen
nd "i Zusammentragung zahlreichen Beobachtungsmaterials zu stützen versucht.
asselbe Thema behandelt Fischer noch einmal kurz in dem vorliegenden
ja RS. wie er angibt wesentlich zu dem Zwecke, Ethnologen und Geographen, die
Sut Se Festschrift am meisten lesen würden, einen Hinweis auf die wahre Bedeu-
"ng der Rassenmerkmale des Menschen zu geben.
e einem zweiten Aufsatz beschreibb Max Hilzheimer ein Schädel-
im de eines Urs, die hintere Hälfte der Stirn mit den beiden Hornzapfen, das
Stück we: Me von Markgraf im Diluvium des Fajums gefunden wurde. Das
Pim. 18 einige Besonderheiten auf, auf Grund deren der Verfasser ihn als Bos
ns en ius Ha h ni nov. subspec. in die Wissenschaft einführt.
Bret Kapitel des Buches handelt von den Kulturpflanzen. Thiess
ist dekannı ae erörtert das Problem, das der Roggen darbietet. Es
9twa um gq n E der Roggen den Rómern und Griechen unbekannt war und erst
Vorgedrun en 3eginn unserer Zeitrechnung in die Randgebiete des römischen Reiches
Secale gen ist. Es ist nun seltsam, daB die wilde Stammart des Roggens, das
montanum GuB, gerade in den Gebirgsländern des Mittelmeergebiets
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