282 Zeitschrift für Ethnologie 119 (1994)
tigen Stand des Wissens über wichtige Bereiche und verdeutlicht die Problematik der Interpre-
tation unterschiedlicher Beurteilungen von Gemeinsamkeiten und Unterschieden der Merk-
male und Muster bei verschiedenen Khoisan-Gruppen. Die Bewertungen der einzelnen For-
schungsergebnisse und Interpretationen gestalten sich besonders schwierig, denn, wie Barnard
sagt: “The richness of Khoisan ethnography owes almost as much to the diversity of ethnograpers
as to that of the Khoisan peoples whom they studied” (S. 297).
Diese Teile des Werkes stellen mit Sicherheit eine gute Einführung in viele Bereiche der
Ethnographie der Khoisan-Völker dar. Was die Interpretationen und Analysen betrifft, die der
Autor selber vornimmt, scheinen jedoch nur die im Bereich der Abhandlungen über Ver-
wandtschaft wirklich neue und interessante Einsichten zu liefern, doch sind diese wohl nur
wenigen Spezialisten in ihrer vollen Bedeutung zugänglich. So stellt sich oft die Frage nach
dem Leserkreis, für den dieses Buch konzipiert wurde, denn es bleibt unklar, ob eher eine
Einführung in das Gebiet der „Khoisan-Forschung“ und ein Überblick über den bisherigen
Wissensstand angestrebt oder ob ein Werk für Spezialisten konzipiert wurde. Barnard widmet
zu Beginn des Werkes acht ganze Seiten der Orthographie und Aussprache der Wörter in den
Sprachen der verschiedenen Gruppen, was nur für wenige Fachleute bedeutsam ist. Gleiches
gilt, wie bereits bemerkt, für die Darstellung der äußerst komplexen Verwandtschaftssysteme
und ihre möglichen Interpretationen. Auf den Seiten 243 und 274 findet sich weiterhin eine
sehr spezielle Diskussion der möglichen Beziehung zwischen egalitären politischen Strukturen
und einer universellen Verwandtschafts-Kategorisierung (universal kin categorization) und wei-
terhin werden die äußerst komplizierten Details der Verwandtschaftsterminologie bei den !Xo
abgehandelt. Andererseits gibt er auf S. xxiv eine Liste der basalen Abkürzungen der
Verwandtschaftstermini, die selbst Studenten der ersten Semester bekannt sind (z.B. F = Father,
M = Mother usw.).
In seiner Zusammenfassung erklären sich die Schwächen des Buches: es konnte dem Autor
mit seinen hier dargestellten, sehr spezifischen Vorstellungen von dem, was er unter „Kultur“
versteht, kaum gelingen, die Ergebnisse der Khoisan-Forschung mit ihren verschiedenen An-
sätzen und Methoden gleichgewichtig zu würdigen, um sie zu einem Gesamtgeflecht zu ver-
binden. Dennoch ist dieses Werk, neben Robert J. Gordons The Bushman Myth von 1992,
sicher eine der wichtigsten Arbeiten zur Khoisan-Forschung der vergangenen Jahre.
Michael J. Casimir
Institut für Völkerkunde, Universität zu Köln
Breedlove, D. E.; Laughlin, R. M.: The flowering of man; A Tzotzil botany of Zinacantän.
2Bde.; 706 S., 3 Karten, 52 Abbildungen (Fotos und Zeichnungen). Washington D. C.:
Smithsonian Contributions to Anthropology Nr. 35, 1993.
„How can You write a dictionary and leave out the plants?“ Kurz vor Abschluß seines hbankılal
riktionario mußte sich Laughlin diese Frage Breedloves anhören. Als Antwort darauf entstand
das hier besprochene Werk. Nun, es ist daraus mehr geworden als nur ein Anhang zu seinem
The great Tzotzil dictionary of San Lorenzo Zinacantän, Washington D. C., 1975.
Die Autoren (Breedlove als Botaniker und Laughlin als Ethnologe) sind ausgewiesene Ken-
ner der Materie. Beide arbeiten schon seit über 30 Jahren im Hochland von Chiapas, Mexico,